Zeitgemäßes Habitat der Meeresschildkröte

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Plastik im Indik - Atolle ersticken im Müll!

13. Feb 2023 | Headlines, News, Schifffahrt | 0 Kommentare

Anfang Februar berichtete "The Conversation", ein australisches online-Netzwerk gemeinnütziger Medienunternehmen mit Nachrichten, Forschungsberichten und Expertenanalysen, über eine eindrucksvolle Studie zur Wanderung von Plastikmüll im Indischen Ozean.

Ausgangslage

2019 führten die Seychelles Island Foundation und die Oxford University auf dem unbewohnten Aldabra-Atoll nordwestlich von Madagaskar eine Säuberungsaktion durch. Auf einer Insellänge von 35 Kilometern wurden 25 Tonnen Plastikmüll zusammengetragen und abtransportiert. Weitere 500 Tonnen sonstiger Müll blieben liegen, denn sie hätten Transportkosten von 5 Millionen Dollar erfordert. Ausgehend von dieser bestürzenden Sachlage untersuchte man die Frage, woher all dieser Müll auf dem zum UNESCO-Welterbe gehörenden Brutplatz unter anderm der Grünen Meeresschildkröte kommen könnte.

Studie

In einer Studie wurde die Bewegung der in Indik und Westpazifik eingetragenen Plastikpartikel von 1993 bis 2019 berechnet und damit je nach Aufkommensort auch der Abgangsort bestimmbar gemacht.

Dazu wurden die regionalen Abfallerzeugungsraten und die Fischereiaktivitäten in Milliarden von Partikel umgerechnet und ihre Bewegung anhand von Wind, Wellen und Meeresströmungen simuliert. Zusätzlich wurden die Geschwindigkeiten wissenschaftlicher Drifter (Instrumente zur Aufzeichnung von Meeresströmungen) und GPS-getrackter Fishereinetze ausgewertet, da sie ein gleiches Verhalten aufzeigen, wie Kunststoff. Flaschenverschlüsse und Gegenstände mit geringem Auftrieb sinken schnell und bestimmen die Ausfallrate. Außerdem verliert Kunststoff an Auftrieb, wenn er zerbricht oder von Wasserorganismen bedeckt wird.

Damit Plastik aus dem östlichen Indischen Ozean das Aldabra-Atoll erreicht, muss es dem Modell zufolge geschätzt mindestens sechs Monate lang schweben. "Langstreckendrifter" sind also eher die länger schwimmfähigen Gegenstände. Und es gibt eine stark saisonale Abhängigkeit des Aufkommens von Müll - je nach halbjährlich wechselnder Großwetterlage im Gebiet. 

Beim Bestimmen der Wahrscheinlichkeit für ein tatsächliches Anspülen dieser Teile an die Küste des Atolls konnte auch ermittelt werden, dass lediglich 3% des Mülls angelandet wird, der sich in einem Umkreis von 10 km um eine Küste befindet.

Ergebnisse

Das Modell ließ den Schluss zu, dass zwar Indonesien als Hauptverursacher des Mülls auf Aldabra genannt werden könnte, aber auch andere Länder wie Indien, Sri Lanka und die Philippinen dazu zählen. Von der Visualisierung einer Vier-Jahres-Modellrechnung kann man sich hier beeindrucken lassen:

Weitere Fakten

Bei der Hälfte der anfangs aufgelesenen Plastikflaschen konnte China als Hersteller bestimmt werden. Das liegt aber außerhalb der Eintragbereiche, die mit dem Atoll in direkter Verbindung stehen. Also muss dieser Müll im wesentlichen von chinesischen Fischereifahrzeugen und Schiffen der dort vorbeiführenden Schifffahrtsrouten stammen. Nachfolgende Mülluntersuchungen auf Aldabra zeigten in 2020, dass der weitaus größte Teil (83%) der neu angeschwemmten Kunststoffe auf dem Atoll der Fischerei zuzuordnen war, vornehmlich der Ringwadenfischerei (2000 Meter Netz, bis 200 Meter tief, wird im Kreis ausgefahren und unten zusammengezogen, Einkesseln von Schwarmfischen wie Tunfisch), die um Madagaskar betrieben wird.

Verbesserungen

Die Seychellen sind nicht der Verursacher des Plastikmülls, aber sie tragen die Kosten für das Aufräumen und Entsorgen und suchen daher Lösungswege zur Müllvermeidung bei den Verursachern. Auch wenn die Vereinten Nationen eine Übereinkunft zum Plastikmüll gefunden haben (UN Treaty on Plastic Pollution, UNEA 5.2, März 2022), so haben die ausschlaggebenden Verhandlungen erst begonnen und werden noch Jahre brauchen, bis verpflichtende Verträge ausformuliert sind.

Was tun?

Bis dahin bleibt allerorten nur eine wesentlich schärfere nationale und internationale Durchsetzung bereits seit 1983 bestehender Vorgaben (Ban on the Disposal of Plastic into the Sea - International Convention for the Prevention of Pollution from Ships (Marpol)) gegenüber der Fischerei und der Schifffahrt. Und für die Seychellen die Gewissheit, die Bedrohung von Flora und Fauna durch Plastikbruch und Mikroplastic nur dadurch verringern zu können, dass nach der monsunbedingten Müllsaison im Frühjahr ein zügiges Aufräumen seiner unzähligen Strände erfolgt.

Quelle: The Conversation, International Maritime Organisation, World Wildlife Fund, Maritime Stewardship Council, Geovation

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