Britisches Minentaucher-Memorial in Portsmouth. Foto: Crown Copyright

Britisches Minentaucher-Memorial in Portsmouth. Foto: Crown Copyright

Portsmouth: Britisches Minentaucher-Mahnmal eingeweiht

In Portsmouth, dem großen Stützpunkt der Royal Navy an der englischen Südküste, wurde im Beisein zahlreicher Marineangehöriger ein Denkmal der Öffentlichkeit übergeben, das an die lebensgefährliche Arbeit der britischen und verbündeten Minentaucher während des Zweiten Weltkrieges erinnern und diese würdigen soll. Es ist eine alte Ankertaumine mit ihren hochsensiblen „Hörnern“, die beim Berühren durch Abknicken den Zündmechanismus auslösen. Zwei Taucher nähern sich ihr von unten um sie zu lösen und aufschwimmen zu lassen, beziehungsweise sie zu entschärfen, oder eine Sprengladung anzubringen. Eine falsche Bewegung bedeutet das augenblickliche Ende. Diesen Eindruck der Gefährlichkeit vermitteln auch die filigrane bildhauerische Arbeit und die lebensechte Erscheinung der etwa 300.000 Euro teueren Bronzeskulptur. Die allerdings steht im hellen Tageslicht – die Minentaucher machen dies bestenfalls im Halbdunkel, wenn nicht bei geringster Sichtweite in trübem, strömenden Gewässer.

"Sulzbach-Rosenberg", deutsches Minenjagdboot Klasse 332. Foto: Michael Nitz

Munitions-Altlasten

Das Denkmal erinnert aber auch daran, dass in den Meeren um den europäischen Kontinent noch erhebliche Mengen an Munitions-Altlasten auf dem Grund liegen. Allein für den Bereich der deutschen Gewässer in Nord- und Ostsee rechnen Behörden und Institute mit einem Restbestand von mehr als 1,5 Millionen Tonnen. Nicht nur der bedrohlich schlechte Zustand der Behältnisse von Spreng-, Zünd- und Giftstoffen, sondern auch die zahlreich geplanten Offshore-Windenergieparks bringen das Thema der Altlasten-Beseitigung verstärkt in den Vordergrund: wenigstens in den großflächigen Gebieten zukünftiger Energiegewinnung durch Windkraftanlagen muss vor Baubeginn eine sorgfältigste Grundsuche erfolgen, damit die Sicherheit bei Bau und Betrieb gewährleistet ist. Gleiches gilt für die Trassen von Unterwasserkabeln und -pipelines. Auf wirtschaftlichem Druck beruhende Bodenreinigung ist eine gute Nachricht, aber auch Windparks und Trassen haben ihre engen Grenzen. Und technisch geplant wird meist nur in unbelasteten Arealen – der Kosten wegen. Für den Großteil aller Seegebiete gilt jedoch die Bereinigung der Zonen vermuteter oder festgestellter Gefahrstoff-Entsorgung, Munitions-Versenkung und Minen-Verlegung als nationale Aufgabe.

Polnisches MHC Kormoran-Klasse. Foto: NATO

Minenbestände

Da stimmt die Angabe der Royal Navy schon nachdenklich, dass rechnerisch von allen Seeminen, die im Zweiten Weltkrieg durch die verschiedenen Kriegsparteien ausgebracht wurden, bis heute lediglich zwei Drittel aufgespürt oder nachgewiesen werden konnten. Natürlich ist da viel Schwund dabei durch Selbstzündung, Verrosten und Vertreiben, aber theoretisch stellen sie immer noch eine Gefahr dar – und es werden ja auch heute noch immer wieder welche gefunden. Und es werden leider wieder mehr – zumindest im Schwarzen Meer!

Aufgabe im Bündnis

Altmunitionssuche und -beseitigung sind Aufgaben für Spezialfirmen und die Seestreitkräfte - insbesondere der NATO-Staaten, wenn es um Europa geht. Minenjagdboote und Minentauchereinheiten sind die nationalen Mittel für diese Aufgaben. Im Bündnis sind es als Teil der NATO Response Forces (NRF) die Standing NATO Mine Coutermeasures Group 1 (SNMCMG) vornehmlich für den nördlichen Bereich Nord-/Ostsee und angrenzende Meere, sowie die SNMCMG2 für die Mittelmeer-Region. Sie setzen sich aus mehreren (auch minenlegefähigen) Minenabwehrfahrzeugen und Versorgungseinheiten aller maritimen Mitgliedsstaaten zusammen. Ihre Arbeit und ihr Wirken - wo immer eingesetzt - dient nicht nur der militärischen Sicherheit, sondern ganz allgemein auch der Sicherheit von Schifffahrt, Fischerei und Energiegewinnung rund um Europa.

Standing NATO Mine Countermeasures Group 1 (SNMCMG1) im Geiranger-Fjord in Vorbereitung auf die Winter-Übung Cold Response 22. Foto: MoD Norwegen

Die Deutsche Marine ist im Übrigen durchgehend an allen vier Standing Maritime Groups der NATO beteiligt – als einziges europäisches Mitglied.

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