RFA Argus. Foto: Crown Copyright

RFA Argus. Foto: Crown Copyright

Royal Navy: Sparen für die großen Brocken

Aktualisierung vom 12.07.2022

Anfang Juli bestätigte Whitehall in London, dass RFA Argus doch noch bis nach 2030 im Dienst der Royal Navy verbleiben soll. Anders als aus finanziellen Gründen zunächst vorgesehen (und immer wieder mal in schwierigen Haushaltssituationen zur Diskussion gebracht) soll RFA Argus in 2024 noch nicht ihren Blue Ensign niederholen und abgeben. Sie soll weiterhin als erste Auffangstation für Verletzte und Verwundete bei Einsätzen der Royal Navy dienen.

Zukünftiges Multi Role Support Ship der Royal Navy ab 2030. Grafik: mbt.org

Aber die Gedankenspiele gehen weiter. Zur Zeit sollen die neuen Multi-Role Support Ships (MRSS) des Projektes ELLIDA – von denen sich derzeit drei in der Beschaffungs-Diskussion für Anfang 2030 befinden – neben Versorgungsaufgaben auch die schwimmende medizinische Versorgung und Katastrophenhilfe wahrnehmen. Sie könnten aber auch unter Ausweitung des Bauprogramms auf sechs Einheiten die Aufgaben der der dann auch 25 Jahre alten amphibischen Angriffsträger HMS Albion und Bulwark (19.000 Tonnen) sowie der drei gleich alten Bay-Klasse Dock-Landungsschiffe RFAs Lyme Bay, Mounts Bay und Cardigan Bay (16.000 Tonnen) übernehmen. Mehr und kleinere Schiffe heißt die Devise. Don't put all your eggs in one basket!

RFA Argus ist übrigen ein echter „Einsatz-Junkie“. Vor 40 Jahren in Italien gebaut und 1982 vom Verteidigungsministerium für den Falkland-Krieg requiriert, wurde sie nach dem Einsatz den Eigentümern zurückgegeben. Sie war nach Umbauten von 1984 bis 1988 Trainingsschiff in der Hubschrauberpiloten-Ausbildung und wurde für den ersten Golfkrieg 1991 als Primary Casualty Receiving Ship mit einer Lazaretteinrichtung ausgerüstet, die 2007 noch weiter ausgebaut wurde. Nach dem Golfkrieg war sie eingesetzt vor Bosnien (1993), Kosovo (1999), Sierra Leone (2001), im zweiten Golfkrieg vor Kuwait (2003) und wieder vor Sierra Leone (2014) zur militärischen Unterstützung der Ebola-Bekämpfung.

HMS Protector, das Ice Patrol Ship der Royal Navy. Foto: Crown Copyright

Nach einer Wartungsphase in Falmouth (2022) qualifizierte sie sich wieder für die Rollen als Hospital- und Pilotenausbildungs-Schiff und sollte wohl als Katastrophen-Hilfsschiff zur diesjährigen Hurricane-Saison in die Karibik gehen, bevor für diese Aufgabe letztendlich das Ice Patrol Ship HMS Protector festgelegt wurde ( . . . wenn die Polkappen schmelzen!).

 

Für RFA Argus, die dem britischen Steuerzahler ein unschlagbares return-of-investment gegeben hat, wird es mit zunehmendem Alter des Schiffes allerdings immer schwieriger, auch die passenden Ersatzteile für ihre aufwändiger werdende Instandhaltung zu finden – zum Ende ihrer jetzt vorgesehenen Dienstzeit würde sie knapp 50 Jahre unter dem Kiel haben.

Ursprünglicher Beitrag vom Juni 2022

HMS Scott auslaufend Falmouth. Foto: Crown Copyright

HMS Scott auslaufend Falmouth. Foto: Crown Copyright

Nach den beiden Flugzeugträgern HMS Queen Elizabeth und HMS Prince of Wales (65.000 Tonnen), sowie den beiden großen Dock-Landungsschiffen HMS Albion und HMS Bulwark (19.000 Tonnen) ist HMS Scott mit ihren 14.000 Tonnen Verdrängung das fünftgrößte Schiff der Royal Navy, das unter dem White Ensign fährt, der weißen Seekriegsflagge des Vereinigten Königreichs. Das hydrografische Forschungsschiff mit der Hullnumber H131 kommt gerade aus einer drei Monate kurzen, aber heftigen Instandsetzungsphase in Falmouth/Cornwall und soll nun nach Werftprobefahrten und Einsatzausbildung zu einer weiteren 14-monatigen Vermessungs-Kampagne auslaufen. Und das nachdem sie im März diesen Jahres erst von einer 9-monatigen Datensammlung aus dem Nordatlantik zurückgekehrt war. Bei diesen Forschungsfahrten mit militärischem Auftrag werden jeweils Gebiete von 500.000 Quadratkilometern vermessen, was in etwa der Größe der iberischen Halbinsel entspricht. Es scheint also bei den Hydrografen ihrer Majestät einigen Nachholbedarf in Sachen Aufdatierung maritimer Informationen zu geben. Dennoch verstummen nicht die Hinweise, dass dem 25 Jahre alten Schiff in Kürze das dienstliche Aus bevorstehen dürfte.

RFA Fort Victoria. Foto: Crown Copyright

RFA Fort Victoria. Foto: Crown Copyright

Weitere Streichungen

Zwei weitere „Dickschiffe“ stehen auf der Außerdienststellungsliste des britischen Senior Service, die allerdings zu den Auxiliaries gehören und damit unter dem Blue Ensign zur See fahren: der 37.000 Tonnen Flottenversorger RFA Fort Victoria und das 27.000 Tonnen Hospital-/Verletztenaufnahme-Schiff RFA Argus.

Pikant ist dabei, dass für alle drei entfallenden Fähigkeiten vorerst kein Ersatz im Verteidigungshaushalt eingeplant ist. Unter dem immensen finanziellen Druck des Betriebes zweier Flugzeugträger und eines Erneuerungsprogramms für die atomar bestückten strategischen U-Boote der Dreadnought-Klasse geht der Royal Navy offensichtlich das breite Portfolio einer – wie gerne beschworen - weltweit operierenden Flotte verloren. Dass dies nicht der Wunsch der Marine ist versteht sich selbstredend – aber auch im Inselreich hat der Verteidigungsausschuss (House of Commons Defence Committee) letztendlich die Verfügungsgewalt über die Verteilung der britischen Pfunde. So hatte das parlamentarische Gremium noch kurz vor Weihnachten entschieden – war dann wohl für die Marine ein „Christmas Dinner without Crackers and Pudding“!

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