Der Unterwasserarchäologe Dr. Florian Huber versucht, dem Meer seine Geheimnisse zu entlocken – ohne die Ruhe von Seekriegsgräbern zu stören. Foto: Dr. Florian Huber

Der Unterwasserarchäologe Dr. Florian Huber versucht, dem Meer seine Geheimnisse zu entlocken – ohne die Ruhe von Seekriegsgräbern zu stören. Foto: Dr. Florian Huber

Wenn das Bernsteinzimmer lockt

26. Jan 2022 | Headlines, Magazin, Schifffahrt

Mit moderner Technik werden viele Schiffwracks aus dem Zweiten Weltkrieg in der Ostsee aufgespürt. Firmen und Hobbytaucher sind verantwortlich für die zunehmende Plünderung der Seekriegsgrabstätten.

Pillau am 11. April 1945: Der kleine ostpreußische Ostseehafen ist überfüllt mit Flüchtlingen. An diesem Mittwochmorgen drängen sich deutlich mehr Menschen als zuvor in Richtung des kleinen Innenhafens. Am 9. April haben die deutschen Besatzungstruppen von Königsberg vor der Roten Armee kapituliert. Die Stadt liegt nur knapp 30 Kilometer von Pillau entfernt. Zehntausende zivile Flüchtlinge und Soldaten hoffen nun ebenfalls auf die Rettung durch ein Schiff, das sie nach Westen bringt. Doch es liegen nur wenige Schiffe im Hafen. Eines von ihnen ist die KARLSRUHE, ein Frachtdampfer der Hamburger Reederei Ernst Russ. Die KARLSRUHE ist kein Dampfer von den Ausmaßen einer WILHELM GUSTLOFF oder einer STEUBEN. Sie ist nur 66 Meter lang und verdrängt gerade einmal 897 Bruttoregistertonnen. Immerhin, ihr niedriger Tiefgang und ihre geringe Größe geben dem Schiff auch einige Vorteile – etwa beim Einsatz in flachen Gewässern. Größere Schiffe werden mittlerweile immer häufiger das Ziel von Luftangriffen. Erst am 9. April wurde in Pillau der Dampfer VALE durch Bombentreffer versenkt. Das Schiff war zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollbesetzt – dennoch starben 250 Menschen bei dem Untergang.

26. Jan 2022

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