Taufgemeinde : Gruppenbild v.l.n.r.: Holger Fassmer, Flottillenadmiral Andreas Czerwinski, LTRDir Dr. Uwe Kretschmer, Iris Ploog, Kapitän Torsten Jess, Harald Fassmer. Copyright : Fassmer

Taufgemeinde : Gruppenbild v.l.n.r.: Holger Fassmer, Flottillenadmiral Andreas Czerwinski, LTRDir Dr. Uwe Kretschmer, Iris Ploog, Kapitän Torsten Jess, Harald Fassmer. Copyright : Fassmer

WTD 71 erhält Nachwuchs

SV-Küste Frontansicht. Copyright: Fassmer

SV-Küste Frontansicht. Copyright: Fassmer

Die Erneuerung des Fuhrparks der Wehrtechnischen Dienststelle der Marine, der WTD 71, schreitet voran. Am Freitag, 30. Juni 2023, wurde der erste von zwei Neubauten von der Bürgermeisterin der Stadt Eckernförde, Iris Ploog, in Berne an der Weser auf den Namen „Kalkgrund“ getauft. Die vom Marinemusikkorps Wilhelmshaven musikalisch begleitete Zeremonie fand in Beisein von Dr. Uwe Kretschmer, Leiter Bereich Maritime Forschung und Vertreter des Direktors der WTD 71, sowie des Geschäftsführenden Gesellschafters der Bauwerft, der Fassmer GmbH & Co. KG, Harald Fassmer, statt.

Zwei für drei

„Kalkgrund“ und ihr Schwesterschiff werden Mehrzweckboote der Klasse 745 „Breitgrund“ (Y866) und „Mittelgrund“ (Y864) und des Sperrwaffenversuchsbootes „Wilhelm Pullwer“ (A1406), Klasse 741, ersetzen. Bei den neuen "Messbooten Seeversuche Küste" handelt es sich um zwei baugleiche Einheiten, in denen die Fähigkeiten der Vorgänger eins zu eins implementiert werden. Wenn auch nach zivilem Standard konstruiert, entsprechen sie den besonderen Anforderungen wehrtechnischer Erprobungen.

Zu ihrem Profil gehören das Absichern und Bergen von Torpedos im Rahmen von Erprobungen, die Begleitung von U-Booten bei der Flachwassererprobung, der Einsatz autonomer Unterwasserfahrzeuge sowie die Tauchereinsätze im Rahmen von wehrtechnischen Untersuchungen von Tauchgeräten und Ausstattungen. Sie sind so ausgelegt, dass die Ausstattung aufgabenbezogen angepasst werden kann. Somit soll eine zielgerichtete Konfiguration der Einheiten ermöglicht werden.

Die Basis-Daten der neuen „Mehrzweckarbeitspferde“ der Wehrtechnischen Dienststelle 71

Länge 51,70 m
Breite 10,2 m
Tiefgang 3,65 m
Antrieb 2 x 1580 KW Dieselelektrisch

Abgasnachbehandlung gem. IMO Tier 3

2 x Schottel
Geschwindigkeit 13 Knoten
Belegung Max. 23 Personen
Besonderheiten 2 Containerstellplätze
Winchfläche auf dem Vorschiff
1 Kran

1

Blaupause für Beschaffungen??

SV-Küste - Ansicht von achtern. Copyright: Fassmer

SV-Küste - Ansicht von achtern. Copyright: Fassmer

Die neuen Einheiten der sogenannten „Messboote Seeversuche Küste“ zeigen, dass die Beschaffung von Marineschiffen sich nicht zwingend zu einer ‚never-ending-story‘ entwickeln muss. Am 22. Juli 2021 beauftragte das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) die Fassmer-Werft mit der Herstellung und Lieferung von zwei Einheiten Seeversuch Küste. Nicht ganz ein Jahr später, am 22. Juni 2022, fand im litauischen Klaipeda die Kiellegung statt. Die „Western Baltija Shipbuilding“ stellte die Kaskos (schwimmfähige Rümpfe) der beiden Boote her. Nach ihrer Verlegung nach Berne an der Weser begann im Oktober 2022 („Kalkgrund“) beziehungsweise im Dezember 2022 (Baunummer 2) die Ausrüstung der Einheiten. Das zweite Boot soll im kommenden November übergeben werden.

Die Kosten der Ersatzbeschaffung wurden vom Bundesverteidigungsministerium im April 2020 mit 46 Millionen Euro angegeben (Quelle: Bundestagsdrucksache 19/18481 vom 3. April 2020). Im Internetauftritt der Bundeswehr lautet es demgegenüber: „Die baugleichen Boote kosten zusammen 95 Millionen Euro“ (Quelle: Kiellegung für zwei neue SVK-Boote der WTD 71 (bundeswehr.de)).

Die Ablösung der Vorgänger ist überfällig. „Breitgrund“ und „Mittelgrund“ werden 35, die „Wilhelm Pullwer“ 58 Dienstjahre auf dem Buckel haben.

SV-Küste- Ansicht Backbordseite. Copyright: Fassmer

SV-Küste- Ansicht Backbordseite. Copyright: Fassmer

Wehrtechnisches "Centre of Excellence"

Die WTD 71 ist, wenn man so will, das maritime wehrtechnische Kompetenzzentrum. Themen ihres Aufgabenbereiches „Systeme See“ im Forschungsbereich „Wehrtechnische Forschung“ des Bundesressortforschungsplans sind die „Erforschung und Verfügbarmachung von Werkstoffen, Technologien und technologischen Konzepten für Überwasserschiffe, U-Boote, unbemannte Fahrzeuge und Unterwasserwaffen einschließlich der Aspekte Führung, Feuerleitung, Sonartechnologien, Signaturen, Standfestigkeit, Durchhaltefähigkeit sowie maritime Umwelt und deren technisch-wirtschaftliche Bewertung“ (Quelle: Ressortforschungsplan des Bundesministeriums der Verteidigung für 2019). Ihr kommt damit Bedeutung als Erprobungsstelle für Schiffe, Marinewaffen und maritime Technologie zu. Sie unterstützt alle Marine-Rüstungsprojekte: die in Entwicklung und Bau befindliche Fregatte Klasse 126 und das U-Boot Klasse U212CD. An der Einführung der Fregatte Klasse 125 wie auch an der Ergänzungsbeschaffung Korvetten der Klasse 130 war sie beteiligt. So fand die seewärtige Erprobung des Radargerätes TRS-4D für die Fregatten Klasse 125 auf dem Erprobungsboot „Kronsort“ der WTD 71 statt. Darüber hinaus unterstützt sie die Fähigkeitsanpassung der Fregattenklassen 123 und 124.

Die neun Liegenschaften der Dienststelle verteilen sich die über ganz Schleswig-Holstein. Für die Erfüllung ihrer Aufgaben verfügt die WTD 71 über insgesamt neun Seefahrzeuge. Die Erprobungsboote, zu denen auch die beiden neuen Messboote gehören, sind im „Maritimen Unterstützungszentrum“, MUZ, gepoolt. Darunter auch das Forschungsschiff Klasse 751 „Planet“.

Illustration: Bundeswehr

Illustration: Bundeswehr

Copyright : Fassmer

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