So sollten die neuen australischen U-Boote aussehen

So sollten die neuen australischen U-Boote aussehen

Atlas erhält Auftrag zur Entwicklung einer Sonarbasis für Australien

Atlas Elektronik, Entwickler und Hersteller von Sonarsystemen für U-Boote, Minenjagdboote und Kampfschiffe sowie von Torpedos und autonomen Systemen, wurde von Lockheed Martin Australia (LMA) mit dem Entwurf der Bugsonar-Basis für die zukünftigen U-Boote der Attack-Klasse beauftragt. Lockheed Martin Australia ist der 2018 von der australischen Regierung beauftragte Generalunternehmer für die Entwicklung, Konstruktion und Integration des Führungs- und Waffeneinsatzsystems (Combat Management Systems, CMS).
Australische Medien berichten, dass die Bugsonar-Basis von Atlas Elektronik von Lockheed Martin Australia im Rahmen eines Auswahlverfahrens ausgewählt wurde. Atlas Elektronik wird mit seiner in Sydney ansässigen Tochtergesellschaft Sonartech Atlas als Subunternehmer für die Entwurfsphase zusammenarbeiten. „Wir freuen uns sehr, einen Beitrag zum derzeit größten Verteidigungsprogramm Australiens leisten zu können", sagte Michael Ozegowski, CEO von Atlas. „Diese Fähigkeitslösung wurde ausgewählt, da sie die kommerziellen und akustischen Technologieanforderungen des australischen Programms am besten erfüllt. Für Australien und die Königlich Australische Marine entwickeln wir jetzt eine der weltweit modernsten Lösungen für ein akustisches U-Boot-Bug-Array.“
Das Design der Bugsonar-Basis für die australischen U-Boote wird in Bremen entwickelt. Es beruht nach Firmenangaben auf einer bestehenden Lösung, die sich im Laufe der Zeit als Reaktion auf Kundenspezifikationen und die neuesten technologischen Entwicklungen ergeben haben. Atlas beabsichtigt, seine Neuentwicklung ECAS (Expanded Conformal Array Sonar) demnächst auf der vom 29. Juni bis 1. Juli in Rostock stattfindenden Messe Undersea Defence Technology (UDT) einem breiteren Publikum vorzustellen. Es liegt nahe, dass sich die Lösung für Australien daran anlehnen wird.
Australien und Frankreich unterzeichneten am 11. Februar 2019 in Canberra eine strategische Partnerschaft, in dessen Mittelpunkt das zukünftige U-Bootbauprogramm Australian Future Submarine Program (FSP) steht. Mit dem damaligen Vertragsschluss zum Bau von zwölf U-Booten der Attack-Klasse ging ein langes und zähes Ringen um den Ersatz der sechs U-Boote der Collins-Klasse zu Ende. Die Naval Group konnte sich bei dem mittlerweile 57,5 Milliarden Euro schweren Geschäft (90 Milliarden australische Dollar) gegen die japanische, schwedische, spanische und deutsche Konkurrenz durchsetzen. Die künftigen U-Boote der Attack-Klasse bauen auf dem Entwurf der Barracuda von Naval Group auf – im Gegensatz zu der in Frankreich realisierten Suffren-Klasse mit einem konventionellen Antrieb.
Bereits Ende 2016 wurde Lockheed Martin Australia als Combat System Integrator (CSI) für das Future Submarine Program ausgewählt. Damit fiel die Entscheidung für das in den USA hergestellte U-Boot-Führungs- und Waffeneinsatzsystem AN/BYG-1, das auf U-Booten der Los Angeles--, Seawolf-- und Virginia--Klasse der US-Marine Verwendung findet und auch auf den U-Booten der Collins-Klasse installiert ist.
Australiens Future Submarine Program ist das größte Verteidigungsinvestitionsprogramm in der Geschichte des Landes. Das Programm ist in Australien nicht unumstritten. Im Januar 2020 entfachte sich aufgrund einer damalig bekanntgewordenen Verzögerung in der Entwurfsphase von neun Monaten eine Diskussion, bei der das gesamte Projekt infrage gestellt wurde. Erst kürzlich machte die australische Verteidigungsministerin Linda Reynolds ihre Frustration mit dem Programmverlauf öffentlich. Neben dem Verfehlen von wichtigen Meilensteinen ist auch die Kostenentwicklung ausschlaggebend für die Kritiker – bei Vertragsabschluss belief sich die Summe auf 50 Milliarden australische Dollar. Der Bau soll nun 2022-23 aufgenommen werden. Das erste U-Boot, die HMAS Attack soll nach jetzigem Stand 2034 zulaufen. Womit die Außerdienststellung der Collins-U-Boote erst ab 2036 beginnen könnte.
Für Australien ist das Projekt nicht nur aus sicherheitspolitischen Überlegungen wichtig. Canberra beobachtet die Aufrüstung in China mit wachsender Sorge. Darüber hinaus versprach sich die australische Regierung mit dem Programm einen Erhalt von hochqualifizierten Arbeitsplätzen sowie den Transfer von Know-how in einer stark gebeutelten Werftenlandschaft – ca. 2.500 – 3.000 Arbeitsplätze wurden bei Vertragsschluss angegeben.

Text: Hans-Uwe Mergener; Grafik: Australische Marine

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