Stele zum Gedenken an eine andere Zeit eröffnet
Die Deutsche Marine hat in Kappeln - Olpenitz zwischen Ostsee und Schlei wieder einen Platz. Mitten im Hafen, auf dem großen Platz in der Nähe eines Lebensmittelmarktes an der Hafenpromenade. Dort steht jetzt eine rund 2 Meter hohe Stele, die an die Zeiten des Marinestützpunkt Olpenitz erinnert. Die Stele hat die stilisierte Form eines Schiffsbugs und trägt symbolisch die Silhouetten von Minensuchern und Schnellbooten, die hier stationiert waren. Eine metallene Inschrift teilt den Touristen und meist ahnungslosen Besuchern mit, an was für einem historischen Ort man hier steht. Der QR-Code wird via Smartphone auf eine Seite von marineforum.online leiten. Dort kann man lesen, sehen und verstehen, was dieser Stützpunkt für eine Bedeutung hatte. Es werden die Verbände, Einheiten und Eckdaten aufgeführt. Auch links zur Deutschen Marine, zum Freundeskreis Schnellbootfahrer und Geschichten über den Hafen sind zu finden.
Abeking & Rasmussen visualisierte die Erinnerung
Der Vorsitzende der Marine-Offizier-Vereinigung begrüßte die Anwesenden aus Wirtschaft und Politik, besonders den Bürgermeister der Stadt Kappeln, Joachim Stoll und Kapitän zur See a.D. Stefan Nievelstein, Vertreter der Werft Abeking und Rasmussen, die die Stele in ihrer Ausbildungswerkstatt gefertigt hatten. Er thematisierte die Bedeutung des Standorts in der Geschichte der Bundesmarine. Der Stützpunkt, der von 1964 bis 2006 in Betrieb war, wird nun als Teil eines Ferienresorts genutzt, wobei die Geschichte und der Wandel des Ortes hervorgehoben werden. Der Vorsitzende der Marine Offizier Vereinigung betonte die Freude und Ehre, das Projekt abzuschließen und an die Marinegeschichte zu erinnern. Er erinnerte an die sicherheitspolitische Lage seit dem Kalten Krieg und die Notwendigkeit, die Marine zu stärken. Der Marinestützpunkt hatte strategische Bedeutung während des Kalten Krieges und spielte eine zentrale Rolle in der Verteidigung der Ostsee. Mit der Schließung des Stützpunkts hat sich Kappeln zu einem Tourismusstandort entwickelt, was den Strukturwandel der Stadt verdeutlicht. Er schloss mit der Mahnung, die Geschichte zu bewahren und aus der Vergangenheit zu lernen, um eine friedliche und demokratische Zukunft zu gestalten. Wörtlich: „Mein Dank gilt der Ausbildungswerkstatt von „Abeking und Rasmussen“. Herrn Koch gilt ein herzlicher Dank dafür, dass er sich für dieses Erinnerungsstück aus Stahl hat begeistern lassen und der Aufstellung auf dem Gelände des Ferien- und Ostsee-Resorts hier in Olpenitz zugestimmt hat.“
Wie Kappeln den Strukturwandel meistert
Bürgermeister Stoll erinnerte an die Entstehungsgeschichte des Marinestützpunktes, wie aus Sumpf und Ödland am Ausgang der Schlei ein Marinestützpunkt wurde. Gemeinsam mit der 1968 in Dienst gestellten Marine Waffenschule in Ellenberg vollzog sich der Strukturwandel Kappelns von der durch Landwirtschaft, Hafen, Fischerei geprägten Kleinstadt in eine zusätzliche Prägung durch die Marine und die zugehörigen Soldaten und Familien. Der Standort der Stadtteil Ellenberg entstand mit Kita, Grundschule, Schwimmhalle, Nahversorgung und Kirche. Ein Stadtteil für die Marinefamilie Kappeln prosperierte und entwickelte seine Einwohnerzahl von 6000 auf 11000 Menschen. Er bezeichnet dies wörtlich als die „goldenen Jahre“. Die Schließung des Stützpunktes 2006 war der Beginn eines erneuten Strukturwandels hin zum Tourismusstandort Kappeln. Auf dem Stützpunkt sollte zunächst Port Olpenitz, nach dessen Insolvenz das Ostsee Resort die Zukunft werden. Wörtlich. „seit Februar 2022 hat sich das Rad der Geschichte wieder weitergedreht. Wir haben wieder Krieg in Europa. Seit Januar müssen Bundeswehr und Nato wieder zur notwendigen Stärke Verteidigungs- und Kriegsfähigkeit kommen und damit zur abschreckenden. Gerade darum ist es so wichtig und richtig, die Geschichte des Marinestützpunkts Olpenitz sichtbar und erlebbar zu machen. lassen Sie uns vom Wandel erzählen, von Orten und wie sie gewesen sind und warum sie gewesen sind und von den Menschen. Und lassen Sie uns daraus für die Gegenwart und die Gestaltung einer freiheitlichen demokratischen Zukunft lernen.“
Heute würde man einen Stützpunkt nicht mehr hergeben
Kapitän zur See Joachim Brune als Vertreter des Marinekommando richtete Grüße des Befehlshabers der Flotte, Vizeadmiral Frank Lenski, aus. Das zeitgleich stattfindende Manöver BALTOPS erlaubte seine Anwesenheit nicht. Was für eine Parallele: während in der Ostsee Präsenz gegen die russische Bedrohung durch die NATO gezeigt wird, erinnert dieses Zeremoniell an eine Vergangenheit, die wir als überwunden ansahen.
Auch Joachim Brune erinnerte an die Geschichte des Stützpunkts, der während des Kalten Krieges strategisch wichtig war und mehrere Geschwader beherbergte. Er erinnerte an die Veränderungen in der Bundeswehr seit der Schließung des Stützpunkts im Jahr 2006. Er betonte, wie wichtig es sei, die Marine wieder aufzubauen und eine einsatzfähige Flotte zu haben, um zukünftige Bedrohungen abzuschrecken, besonders in der aktuellen geopolitischen Lage. Mit persönlichen Worten fügte er hinzu, dass eine Erinnerung aus seiner Sicht längst überfällig war. Er war einst Wehrpflichtiger hier und ist in der Region heimisch geworden. Wörtlich: „es war Wehmut, weil man nicht viel Veränderung gesehen hat. Heute schauen wir auf Bebauung und wir sehen Lebhaftigkeit. Hier ist etwas, was auf den Fundamenten der Marine aufgebaut werden konnte und nun Freude bringt. Dieser Stützpunkt hatte den schnellsten Zugang zu unserem Operationsgebiet. Olpenitz hatte strategischen Wert mit Blick auf den damaligen Hauptgegner, der auch der heutige Hauptgegner wieder ist. Heute würde man ganz sicherlich so einen Stützpunkt nicht mehr hergeben.“
Text: Schlüter
20250607_Einweihung-Stele-Olpenitz
Konteradmiral Thorsten Kähler, Vorsitzender MOV und Joachim Stoll, Bürgermeister der Stadt Kappeln, Foto: HS
20250607_Einweihung-Stele-Olpenitz
Ideengeberin Fregattenkapitän Tanja Merkl und Vollmert Stock, Mann der ersten Stunde aus Olpenitz, Foto: HS
20250607_Einweihung-Stele-Olpenitz
Kapitän zur See Joachim Brune, Vertreter des Marinekommandos, Foto: HS
Blick für Touristen in eine andere Welt.
Die Kenner und Ehemaligen haben die Möglichkeit, über die Marine-Offizier-Vereinigung (MOV) diese Seite zu ergänzen und mit Ihrem Fachwissen und Erinnerungen zu bereichern. Es fehlen noch Fotos und Geschichten. Und nun erkennt man auch, woher die Idee kommt: diese außergewöhnliche Zeremonie hatte seinen Ursprung im Vereinsvorstand der MOV. Realisiert wurde die von der Bauwerft Abeking & Rasmussen (A&R) in Lemwerder. Erbaut wurde das rund 700 Kilo schwere Kunstwerk von der Ausbildungswerkstatt der Yachtwerft. Die Werft, die alle Minensuchboote, die in Olpenitz stationiert waren, konstruierte und einen Großteil davon fertigte. Deshalb ist auch die Stele aus dem gleichen amagnetischen Stahl gemacht, aus dem die heute noch im Dienst befindlichen Minensuchboote der Deutschen Marine bestehen. Die ehemals in Olpenitz stationierten Schnellboote, die man auf der Stele erkennt, sind Konstruktionen der Lürssen Werft, die in Bremen Vegesack zu Hause ist.
Am Samstag wurde die Stele feierlich eröffnet. In Gegenwart vom Vorsitzenden der Marine-Offizier-Vereinigung, Konteradmiral a.D. Thorsten Kähler und dem Vertreter des Marinekommandos aus Rostock, Kapitän zur See Joachim Brune, wurde die Stele feierlich übergeben.
Der Vertreter der Werft Abeking & Rasmussen betonte, wie wichtig die Erinnerung an ein sehr gute Zeit war. "Die Zusammenarbeit der Werft Abeking und Rasmussen mit der Marine reicht weit zurück. Unsere Internationale Kompetenz und Marktführung bei modernen Minensucheinheiten hat seinen Ursprung auch mit den gemachten Erfahrungen hier in Olpenitz" so Stefan Nievelstein, selbst ehemaliger Marineoffizier.
Der etwas nüchternen Hafenpromenade wurde damit endlich die Tradition eingehaucht, die dieser Ort verdient. 66 Jahre nach dem ersten Spatenstich, 61 Jahre nach der Eröffnung und 19 Jahre nach Schließung.
Sehr geehrte Damen und Herren Offiziere,
ich darf mich sehr herzlich für Ihre gelungene, informative und kurzweilige Veranstaltung anlässlich der Aufstellung einer Stele im Hafen von Olpenitz bedanken.
Es war rundum ein schönes Event, das ich genoss. Erinnert es doch an meine Zeit bei der Marine (D185, A59, A1418)die unvergessen bleibt.
Danke Frau FKpt. Merkl für Ihre großartige Idee und Initiative!
Mit besten Grüßen
Karl Stangl