HNLMS "Groningen" nach dem Anbau der Hull Vane. Foto: Dutch MoD

HNLMS "Groningen" nach dem Anbau der Hull Vane. Foto: Dutch MoD

Niederlande: Hull Vane an HNLMS GRONINGEN erprobt

Wir haben bereits zweimal an dieser Stelle über die Innovation der kleinen Firma Hull Vane BV mit Sitz im niederländischen Wageningen berichtet. Im Mai 2023 hatte die Hvide Sande Werft an der dänischen Westküste das erste Offshore-Patrouillenschiff (OPV) an die dänische Fischereibehörde übergeben. Es wurde mit Azimut-Antriebsgondeln und in Kombination mit einem Leitblech von Hull Vane unter dem Heck abgeliefert.

Über die Entwicklung und Funktion eines Hull Vane, vorgesehen für ein 108 Meter langes und 3.800 Tonnen schweres Hochsee-Patrouillenschiffes (OPV) der "Holland"-Klasse, berichteten wir bereits im Februar 2023.

Seeerprobung

Nun wurde dieser größte bisher gebaute Unterwasserflügel mit einer Breite von 11 Metern am Heckspiegel der HNLMS "Groningen" installiert und von der niederländischen Marine ausgiebig getestet. Das Schiff ist durch die Nordsee und den Atlantik bis in die Karibik gefahren und die dabei gesammelten Ergebnisse sind schlüssig, so das niederländische Verteidigungsministerium. Der Hull Vane funktioniere wie erwartet und wandelt die Energie der Heckwelle und der Schiffsbewegungen in Vortrieb um. Während der Seeerprobung wurde eine Kraftstoffreduzierung von 16 % bei 17,5 Knoten und von 10 % über das gesamte Fahrprofil ermittelt. Dies entspricht den vorher in Versuchen errechneten Einsparungen von rund 300.000 kg CO2 pro Jahr. Auch die weiteren Vorteile wurden bestätigt; so erreichte die "Groningen" eine höhere Höchstgeschwindigkeit und Reichweite bei gleichem Kraftstoffverbrauch aufgrund des geringeren Wellenwiderstands.

Versuchsmodell der GRONINGEN für die Erprobung im Schleppkanal. Foto: Hull Vane BV

Sicherheitsgewinn

Die Besatzung der HNLMS "Groningen" berichtete von weiteren Vorteilen der Hull Vane. Das Kielwasser des Schiffes wird reduziert, wodurch das Ein- und Auslaufen des Einsatzbootes über die Helling im Heck nun einfacher ist, da es weniger Turbulenzen im Wasser gibt und die Besatzung nicht mehr auf der Heckwelle "surfen" muss, um an Bord zu kommen.

Anlauf beginnt: Einsatzboot auf dem Rückweg zur "Groningen". Foto: Dutch MoD

Landung eines Bordhubschraubers auf HNLMS GRONINGEN. Foto: Dutch MoD

Auch Hubschrauberlandungen an Bord sind jetzt aus dem gleichen Grund viel sicherer.

Die Manövriereigenschaften haben sich nicht wesentlich verändert, abgesehen davon, dass das Schiff bei schnellen Wenden weniger krängt und die Hull Vane sogar die Stampfbewegungen im Seegang dämpft. Dies führt zu weniger starken Aufschlägen des Bugs auf die Wasseroberfläche, also zu weniger Erschütterungen im Schiff und damit auch zu einem verbesserten Komfort der Besatzung an Bord.

Auftragswünsche

Für den Chief Executive Officer bei Hull Vane wird dieses Projekt damit immer wichtiger. Er hofft, dass aufgrund der gründlichen Untersuchung durch die niederländische Marine auch ausländische Marinen Interesse zeigen werden. Denn der Beweis der berechneten und in Modellversuchen ermittelten Parameter wurde eindeutig erbracht.

Versuchsmodell im Schleppkanal. Foto: Hull Vane BV

In den Niederlanden sind zunächst die drei weiteren Schiffe der „Holland“-Klasse ebenso potenzielle Kandidaten für ein Hull Vane, wie die vier Flugabwehr-Fregatten der „De-Zeven-Provinciën“-Klasse (144 Meter).

Wer hat’s erfunden

Das Projekt wird von MIND (Military Innovation by Doing) und dem Innovationszentrum COMMIT (Commando Material and IT) finanziert und geleitet. Es ist ein praktisches Beispiel der niederländischen Regierung, auch kleine und mittlere Unternehmen, wie Hull Vane BV, mit Aufträgen zu versorgen. Diese Möglichkeiten gab es für die niederländische Verteidigungsindustrie in der Vergangenheit bisher nicht.

Mittäter gesucht

Nicht nur eine einleuchtende Idee der Niederländer, sondern ein wertvoller Ingenieurs-Beitrag auf dem Weg zur Klimaneutralität.

Quelle: Hull Vane BV

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