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Schiffbauindustrie peilt Wachstum an

1. Jul 2023 | Headlines, News, Schiffbau | 0 Kommentare

 VSM-Jahresbericht 2022/2023 

Leinen Los, Kurs Wachstum! Mit diesem Motto appelliert der Verband für Schiffbau und Meerestechnik e.V. (VSM) an Bundes-regierung und EU, endlich die enormen Wachstumsperspektiven, Chancen und Aufgaben für die maritime Industrie in Deutschland zu ermöglichen. Dabei gehe es u.a. um energieeffiziente Handelsschiffe, Anlagen und Schiffe für erneuerbare Energie, Rohstoffsicherung und Meeresbergbau, Offshore-Windenergie, nachhaltige Energieimport-Infrastruktur, eine leistungsstarke Marineflotte für die Landes- und Bündnisverteidigung, Schutz kritischer Infrastruktur auf und unter Wasser etc. Hier habe Deutschland nicht nur einen Nachholbedarf, es gelte vor allem, diese Perspektiven und Chancen zu nutzen. Daher müsse seine maritime Industrie in den nächsten 5 bis 10 Jahren mindestens um den Faktor zwei wachsen, um ihren Beitrag zu den großen Aufgaben leisten zu können. Entscheidende Voraussetzung für Wachstum seien Aufträge. Mit Sorge betrachtet der VSM den schwachen Auftragseingang von Schiffsneubauten in Deutschland. So gingen 2022 Aufträge von nur 1 Milliarde Dollar ein – der niedrigste Stand seit 7 Jahren. Dagegen hat China allein 2022 Aufträge im Wert von 63,5 Milliarden Dollar erhalten, was die Hälfte des gesamten Weltmarkts entspricht. Und Südkorea nahm Aufträge/Bestellungen von 45,7 Milliarden Dollar an und stand damit für ca. 40 Prozent aller Aufträge. Europa kam nur auf 5,4 Milliarden Dollar – ein Marktanteil von gerade mal ca. 5 Prozent. Der Bericht bemängelt auch die Beschaffungsprozesse für die Deutsche Marine. Er stellt fest, dass trotz der ausgerufenen Zeitenwende konkrete kurzfristig umzuset-zende Beschaffungspläne unter Berücksichtigung der verteidigungs-industriellen Schlüsseltechnologie Marineschiffbau nicht erkennbar seien. Immerhin erwirtschaftet der Marineschiffbau ca. ein Drittel des Gesamtumsatzes der deutschen Schiffbauunternehmen. Die deutsche Marineschiffbauindustrie mit ihren Werften, System-häusern, Komponentenherstellern, Zulieferern und Dienstleistern bildet einen wichtigen strategischen Faktor für den Wirtschafts-standort Deutschland.

Der VSM regt u.a. an, den Seeschiffsverkehr innerhalb Europas zunehmend an Reedereien mit Schiffen aus heimischen Werften zu vergeben. Damit könnten nicht nur Arbeitsplätze gesichert werden, vielmehr würde das Erhalt der Schiffbauindustrie beitragen. Derzeit zählen zu den wichtigsten Märkten der deutschen Schiffbauindustrie zählen Kreuzfahrtschiffe, Yachten und Forschungsschiffe. Der VSM will in diesem Teilsegment die weltweite Technologieführerschaft deutscher Schiffbauindustrie erhalten. Er warnt davor, die erforder-lichen Rahmenbedingungen für Kreuzfahrtschiffe und Yachten wie marktgerechte Finanzierungsinstrumente zu verändern oder gar einer ideologiebesetzten Debatte zu opfern. Vielmehr sollte die Technologieführerschaft in diesem Teilsegment ausgebaut weiter werden.

Die deutsche Schiffbauindustrie einschließlich der Zulieferindustrie repräsentiert mit ca. 2.800 Unternehmen und ca. 200.000 Beschäftigten eine tragende Säule des Wirtschaftsstandort Deutschland dar. Sie ist mittelständisch geprägt, exportorientiert und in vielen Bereichen Technologieführer. Mit ihrer internationalen Ausrichtung ist sie insbesondere einem enormen internationalen Wettbewerb ausgesetzt. Angesichts der Krisen und Konflikte weltweit steht sie vor beachtlichen Herausforderungen und Unsicherheiten. Dennoch schätzt der VSM ihre Perspektiven grundsätzlich positiv ein und hofft auf einen Wachstumskurs, der aber nur mit politischer Unterstützung zu erzielen ist. Dazu betonte VSM-Präsident Harald Fassmer : „Jetzt fehlt nur noch der politische Mut, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und neue Wege zu gehen.“ (ds)

Dieter Stockfisch

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