"Invincible", U-Boot Typ 218SG, Singapur, bei Abnahmefahrten Kieler Bucht. tkMS Sicherheitsschiff "Aquanaut". Foto: Michael Nitz

"Invincible", U-Boot Typ 218SG, Singapur, bei Abnahmefahrten Kieler Bucht. tkMS Sicherheitsschiff "Aquanaut". Foto: Michael Nitz

Singapur bestellt zwei weitere Invincible-U-Boote

Die maritime Kooperation zwischen Deutschland und Singapur hat einen neuen Reifegrad erreicht. Mit der Bestellung von zwei weiteren U-Booten der Klasse 218SG durch Singapur bei thyssenkrupp Marine Systems (tkMS) festigt sich nicht nur ein technologisches Vertrauensverhältnis – es entsteht eine belastbare sicherheitspolitische Partnerschaft im geopolitisch bedeutsamen Raum des Indopazifik.

Singapurs maritime Ambitionen – Deutschlands Technologie

Singapur, geostrategisch exponiert an der Straße von Malakka gelegen, hat in den letzten zwei Jahrzehnten konsequent in seine Seestreitkräfte investiert. Die neuen Boote der „Invincible“-Klasse – ausgelegt für lang getauchte Operationen und hochentwickelte Sensorik – spiegeln diese Strategie wider. Mit der jüngsten Bestellung wächst die Flotte auf insgesamt sechs Einheiten an. Verteidigungsminister Ng Eng Hen begründete den Schritt mit gestiegenen operativen Anforderungen und dem Ziel permanenter Einsatzbereitschaft trotz langwieriger Wartungsphasen.

tkMS liefert dafür maßgeschneiderte Hochtechnologie: Die 72 Meter langen, rund 2.200 Tonnen schweren U-Boote des Typs 218SG verfügen über außenluftunabhängigen Brennstoffzellenantrieb und das Gefechtsführungssystem ISUS-100 von Atlas Elektronik. Sie zählen damit zu den fortschrittlichsten konventionellen Unterseebooten weltweit.

„Das Design des U-Boot-Typs 218SG ist auf eine niedrige Signatur ausgelegt. Die außenluftunabhängige Antriebsanlage ermöglicht es zudem den Booten, länger unter Wasser zu bleiben“
– thyssenkrupp Marine Systems, Pressemitteilung vom 8. Mai 2025

"Invincible", U-Boot Typ 218SG, Singapur, bei Abnahmefahrten Kieler Bucht. Foto: Michael Nitz

Technologiepartnerschaft auf Augenhöhe

Die bilaterale Zusammenarbeit geht über den reinen Export hinaus. Im November 2024 unterzeichneten das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und Singapurs Defence Science and Technology Agency (DSTA) ein langfristiges Kooperationsabkommen auf der Euronaval in Paris. Es umfasst:

  • Die gemeinsame Entwicklung neuer Batteriegenerationen für maritime Plattformen,
  • den Aufbau additiver Fertigungsprozesse für komplexe U-Boot-Komponenten,
  • sowie den strukturierten Austausch technischer Erkenntnisse – insbesondere im Vergleich der deutschen U212A/CD mit den tropenoptimierten 218SG.

Diese Innovationspartnerschaft wird von beiden Seiten als strategisch wertvoll betrachtet. Singapur erhält Zugang zu europäischer Spitzentechnologie, Deutschland profitiert von Betriebsdaten und Logistikmodellen in extremen Klimazonen.

Globale Auftragslage – Werftauslastung bis 2040 gesichert

Die Singapur-Bestellung reiht sich in eine Serie milliardenschwerer U-Boot-Aufträge ein, die tkMS international verankern:

  • U212CD: Im Rahmen eines deutsch-norwegischen Gemeinschaftsprogramms wurden bislang zwölf Einheiten bestellt – je sechs pro Nation. Die Plattform integriert das neue ORCCA-Gefechtsführungssystem und gilt als Rückgrat der künftigen NATO-U-Boot-Fähigkeiten.
  • Dakar-Klasse (Israel): Bereits 2022 sicherte sich Israel drei maßgeschneiderte U-Boote für rund drei Milliarden Euro. Sie basieren auf der Dolphin II, erhalten aber neue Systeme und längere Tauchautonomie. Erste Auslieferung: voraussichtlich 2031.
  • 218SG (Singapur): Mit nun sechs Booten bestätigt Singapur erneut sein Vertrauen in deutsche Technologie. tkMS-CEO Oliver Burkhard spricht von einem Symbol tiefgreifender Partnerschaft und „einem weiteren Schritt in Richtung gemeinsamer maritimer Sicherheit“.

Diese Programme summieren sich zu einem Rekordauftragsbestand von rund 16 Milliarden Euro – und sichern die Auslastung der Werftstandorte Kiel und Wismar langfristig ab.

Fazit: Sicherheitspolitische Nähe in Zeiten globaler Neuordnung

Was mit einem Exportvertrag begann, hat sich zu einer sicherheitspolitischen Vertrauensachse entwickelt. Deutschland gewinnt mit Singapur nicht nur einen Abnehmer, sondern einen aktiven Kooperationspartner im Schlüsselraum Indopazifik. Singapur wiederum positioniert sich – trotz militärischer Diversifizierung Richtung USA und Israel – als technologieoffener, verlässlicher Akteur mit westlicher Orientierung.

Die U-Boot-Kooperation wird damit zu einem weiteren Baustein einer multilateralen, auf gemeinsam genutzten Technologien aufgebauten Sicherheitsarchitektur.

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