Flugzeugträger USS Carl Vinson (CVN 70) der NIMITZ-Klasse aus der Sonne gesehen. Foto: U.S. Navy/Christian Huntington

Flugzeugträger USS Carl Vinson (CVN 70) der NIMITZ-Klasse aus der Sonne gesehen. Foto: U.S. Navy/Christian Huntington

Spanien links liegen gelassen?

Es sieht fast so aus, als hätten die USA bei der letzten Einfahrt der HARRY S. TRUMAN-Trägergruppe in das Mittelmeer den Nato-Partner Spanien „vergessen“. Die spanische Armada stellt routinemäßig eine Geleit-Fregatte ab nicht nur für solche Trägergruppen, sondern auch für andere, den Süden Spaniens umfahrende Kriegsschiffe. Es geht darum, in See präsent zu sein und den Verband nicht ohne regionale Eskorte zu belassen. Denn das Einfädeln eines Flugzeugträgers samt seiner schützenden Strike Group in den Seeverkehr der Straße von Gibraltar und weiter in das Mittelmeer hinein ist für die US-Navy verständlicherweise kein normaler Transit – in dem „Schlauch“ kriegt mancher Atlantik- und Pazifik-Fahrer graue Haare!

Dieses Mal ist Marokko dran!

Für die Passage der Meerenge Mitte Dezember hatte Amerika das Königreich Marokko auf der südlichen Gegenküste gebeten, den „Escort“ für den Flugzeugträger der NIMITZ-Klasse zu stellen. Diese ehrenvolle Aufgabe fiel der Sigma-Fregatte ALLAL BEN ABDALLAH (F 615) zu, die sich nach den Dankesworten des des Kommandeurs der Trägergruppe, Rear Admiral Curt Renshaw, bestens bewährt habe.

Marokkanische Sigma-Fregatte Allal ben Abdallah geleitet Trägergruppe durch die Straße von Gibraltar. Foto: M. Nitz

Marokkanische Sigma-Fregatte Allal ben Abdallah geleitet Trägergruppe durch die Straße von Gibraltar. Foto: M. Nitz

Militärdiplomatie

Aber so funktioniert eben die „military diplomacy“ in Friedenszeiten – den Einen hofieren und ihm den Rücken stärken, ohne den Anderen aus den Augen zu verlieren, oder ihm zu schaden. Nun ist die Region um das westliche Mittelmeer ja nicht ganz ohne eigene Spannungen: Spanien mit Marokko wegen der Flüchtlingsfrage und den spanischen Enklaven an und in der marokkanischen Küstenlinie, dann Marokko mit Algerien und den Unruhen beim unmittelbaren Nachbarn, und noch ein Stück weiter all die Unwägbarkeiten mit dem Reststaat Libyen. Die Passage eines größeren Verbandes in dieser Region ist eine bestens geeignete Gelegenheit, gezielt Beachtung und Wertschätzung zu zeigen, um damit Positives zu bewirken. So eine Möglichkeit darf eine einflussreiche und maßgebende Nation wie die USA natürlich nicht ungenutzt lassen.

Marokkos Perspektive

Um zumindest den rüstungstechnischen Rückstand gegenüber Algerien zu kompensieren hat Marokko einen Fünfjahresplan zur Erneuerung und Aufwertung seiner Verteidigungsfähigkeiten im Volumen von 18 Mrd. Euro aufgelegt. Aber auch politisch ist das Königreich auf dem Weg, sich in der Region zu profilieren und zu behaupten. Das gilt nicht nur für die Mittelmeerküste, das gilt ganz besonders für das Gebiet der West-Sahara, wo Marokko die Hoheit für sich reklamiert und mit dieser Forderung auch zunehmend internationale Anerkennung findet. Da ist es schon hilfreich, wenn die Vereinigten Staaten von Amerika ihre Gunst nicht immer nur in Richtung NATO-Partner vergeben, sondern um Ausgleich auch mit den umliegenden Staaten bemüht sind. Dann klappt das vielleicht auch wieder besser mit den Nachbarn in Nord und Süd. Aber auch das – wie immer – ohne Gewähr! Denn die Interessen der Beteiligten sind vielschichtig und konträr.

Und was ist mit Gibraltar?

Ob das, was sich zum Jahresende in Gibraltar selbst ereignete, in die gleiche Kategorie fällt, ist ungewiss. Jedenfalls hatte über den Jahreswechsel das atomar getriebene Jagd-U-Boot USS ALBANY der amerikanischen LOS ANGELES-Klasse für eine knappe Woche im Hafen der britischen Enklave in Spaniens Küstenlinie planmäßig festgemacht. Derartige Schiffsbewegungen erregen natürlich die südspanischen Gemüter, was sich üblicherweise in verstärkten Presseaktivitäten äußert. Aber das sind erfahrungsgemäß vornehmlich die regionalen Naturschützer und Atomwaffengegner. Die Presselage blieb jedoch relativ ruhig – wohl wegen der Feiertage. Oder vielleicht auch, weil es ein amerikanisches und kein britisches U-Boot war?

USS Albany (SSN 753) läuft zum Jahreswechsel in Gibraltar ein. Foto: U.S. Navy/Steven J. Weber

USS Albany (SSN 753) läuft zum Jahreswechsel in Gibraltar ein. Foto: U.S. Navy/Steven J. Weber

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