Weniger Piraten im Indischen Ozean

Ein französisches Kriegsschiff mit EU NAVFOR eskortiert im März 2013 ein Schiff des Welternährungsprogramms vor der Küste Somalias. Foto: EU NAVFOR

Weniger Piraten im Indischen Ozean

Schifffahrtsindustrie will die Einstufung als Hochrisikogebiet aufheben

Es mehren sich die Stimmen aus Schifffahrtsverbänden, das Hochrisikogebiet im Indischen Ozean aufzuheben. Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) der Vereinten Nationen wurde heute - noch vor der nächsten Sitzung ihres Schiffssicherheitsausschusses am 31. Oktober - von der Internationalen Schifffahrtskammer (ICS), der BIMCO, der International Marine Contractors Association (IMCA), INTERCARGO, INTERTANKO und dem Oil Companies International Marine Forum (OCIMF) über ihre Entscheidung zur vollständigen Aufhebung des Gebietes informiert. Die Aufhebung wird am 1. Januar 2023 in Kraft treten, so dass Charterer, Reeder und Betreiber Zeit haben, sich auf die veränderte Bedrohung durch Piraterie einzustellen.

Das Hochrisikogebiet wurde 2010 auf dem Höhepunkt der Pirateriebedrohung vor Somalia eingerichtet. In den Jahren 2010 und 2011 wurde im Durchschnitt jeden zweiten Tag ein Handelsschiff von somalischen Piraten angegriffen, wobei es im Laufe von zwei Jahren zu 415 Angriffen und fast 80 erfolgreichen Entführungen kam, so die Zählung der gemeldeten Vorfälle durch die EU Naval Force - Somalia. Piraten hielten Dutzende von Schiffen und Hunderte von Seeleuten gegen Lösegeld fest. Einem Bericht zufolge beliefen sich die Kosten der somalischen Piraterie in ihrer Blütezeit auf jährlich 7 Milliarden Dollar, wovon der größte Teil von der Schifffahrtsindustrie für den Schutz ihrer Schiffe bezahlt wurde. Auf dem Höhepunkt der somalischen Piraterie im Januar 2011 meldete die EU-Marine Force - Somalia 736 Geiseln und 32 Schiffe in der Gewalt von Piraten.

Dank der Bemühungen zur Bekämpfung der Piraterie, wie dem verstärkten Einsatz privater bewaffneter Sicherheitsagenten, internationaler Marinekoalitionen und der Verbesserung der Bedingungen an Land, ging die Zahl der Piratenüberfälle in der Region am Horn von Afrika rasch zurück. Bis 2013 sank die Zahl der erfolgreichen Entführungen fast auf Null. Seitdem gab es zwar immer wieder einzelne Vorfälle, aber nichts, was auch nur annähernd an die Spitzenwerte heranreichte. Seit 2018 hat es vor Somalia keine Piratenangriffe auf Schiffe mehr gegeben.

Die "High Risk Area" (HRA) im Indischen Ozean wurde bereits im September 2021 verkleinert. Nach mehr als einem Jahrzehnt soll die HRA-Ausweisung nun ganz aufgehoben werden. Bei dem aufgehobenen Gebiet handelt es sich um das auf der UKHO-Karte Q6099 angegebene "Hochrisikogebiet".

Die ICS mahnt jedoch weiterhin zur Vorsicht in der Region. "Die Schifffahrtsindustrie wird weiterhin die Bedrohungen der maritimen Sicherheit überwachen und Ratschläge erteilen, um die sichere Durchfahrt von Schiffen und deren Besatzung zu unterstützen. Bei Bedrohungs- und Risikobewertungen im Vorfeld einer Reise sollten die neuesten Informationen zur Gefahrenabwehr im Seeverkehr berücksichtigt werden. Auch wenn die HRA im nächsten Jahr nicht mehr in Kraft sein wird, werden die Luft- und Seestreitkräfte der "European Union Naval Force – Somalia – Operation ATALANTA" weiterhin Bedrohungsanalysen erstellen, um die Sicherheitsbeauftragten der Unternehmen zu informieren, die eine Fahrt durch das freiwillige Meldegebiet (VRA - Voluntary Reporting Area) planen. Die Piraterie ist zwar zurückgedrängt, aber noch nicht ausgerottet". Die VRA, die von UKMTO (United Kingdom Maritime Trade Operations) verwaltet wird, bleibt unverändert. Schiffen, die in das Gebiet einfahren, wird empfohlen, sich bei UKMTO zu melden und beim Maritime Security Centre for the Horn of Africa (MSCHOA) zu registrieren.

Die ICS schloss ihr Statement mit einer Danksagung an alle Soldaten, Seeleute und Offshore-Arbeiter, die in dieser langen Zeit dazu beigetragen haben, den globalen Handel und Betrieb sicher aufrecht zu erhalten.

Heute sind die Meere vor Westafrika der weltweite Hotspot der Piraterie mit zahlreichen Angriffen, Raubüberfällen und Entführungen. Das hat internationale Seestreitkräfte und Küstenstaaten dazu veranlasst, durch unterschiedliche und einzelne Maßnahmen die Seesicherheit im Golf von Guinea zu verbessern. Eine Koordinierung wie am Horn von Afrika hat es hier bisher allerdings noch nicht wieder gegeben!

Lesen Sie einen Fachartikel über die Operation ATALANTA im marineforum 10-22!

Quelle. Schuler / gcaptain / hsc / defence web

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