Tender Werra vor der griechischen Insel Santorin

Tender Werra vor der griechischen Insel Santorin

Werra kommt wieder!

Es war ein kalter Freitag mit Temperaturen um null Grad, als die Werra Anfang Januar Kiel verließ. Unter ihrem Kommandanten, Korvettenkapitän Robert Lehmann, nahmen 61 Soldaten und 10 Soldatinnen an Bord des Tenders Abschied und setzten Kurs auf das Mittelmeer. Als Teil der Standing NATO Maritime Group 2 (SNMG 2) haben sie in den folgenden knapp vier Monaten eine Vielzahl von Aufgaben in der Ägäis übernehmen. Im Mittelpunkt standen dabei die Informationsgewinnung zum Aufbau eines Lagebilds und die Zusammenarbeit mit der griechischen und türkischen Küstenwache sowie der europäischen Grenzschutzagentur Frontex. Um eine direkte Verbindung zu den Partnern an Land zu ermöglichen, waren je ein türkischer und ein griechischer Verbindungsoffizier eingeschifft. Mit der sogenannten Operation Sea Guardian sollten die Schleuseraktivitäten im Einsatzgebiet unterbunden und Menschenleben gerettet werden. Daneben galt es, eine Vielzahl von Nebenaufgaben zu erledigen. Ob logistische Unterstützung anderer Einheiten in See, Kontrolle verdächtiger Schiffe im potenziellen Einsatz für Terrororganisationen oder als Plattform für repräsentative Zwecke, immer war der Tender zur Stelle.
Für die Besatzung der Werra war nicht nur die lange Abwesenheit eine Belastung. Eine technische Störung am Antriebsdiesel zwang die Soldaten, kreative Lösungen in Zusammenarbeit mit dem Hersteller zu finden, um das Schiff schnellstmöglich wieder einsatzfähig zu machen. Pandemiebedingt musste auch während dieser Reise auf Landgang und die damit verbundene Erholung verzichtet werden. Mit Souda und Izmir wurden lediglich zwei Häfen angelaufen. Umso mehr freuen sich die Soldatinnen und Soldaten nun, dass sie mit der gestrigen Ablösung (28. Mai) den Heimweg nach Kiel antreten durften. Dort werden Freunde und Verwandte sie nach rund 22 000 zurückgelegten Seemeilen am 11. Juni wieder in die Arme schließen können.

 

Tender Werra vor Mykonos

Tender Werra vor Mykonos

MarineForum Online hat Kommandant Lehmann zu seinen Eindrücken und Erfahrungen während der zurückliegenden Wochen befragt.

Welche Besonderheiten beinhaltete dieser Einsatz für Sie und Ihre Besatzung?
Natürlich muss auch hier an erster Stelle die Coronapandemie genannt werden. 158 Abwesenheitstage ohne Landgang auf einem Boot von 100 Metern Länge fordern der Besatzung viel ab. Trotz dieser Widrigkeiten hat mich insbesondere die Kameradschaft innerhalb der Besatzung  sehr positiv überrascht und macht mich als Kommandant stolz auf das Erreichte.

Was waren Ihre persönlichen Erwartungen und wurden diese erfüllt?
Der Auftrag war im Grunde nichts Besonderes für einen Tender der Deutschen Marine. Im Rahmen der Hauptaufgabe Seeraumüberwachung konnten wir uns auf unsere gute Ausbildung und Einsatzvorbereitung abstützen, sodass die großen Herausforderungen ausblieben. Dennoch war der Einsatz in Teilen, gerade für die Besatzungsangehörigen, die das erste Mal im Einsatz waren, eine neue Erfahrung die sie nicht missen möchten.

Was wird Ihnen von den zurückliegenden Monaten besonders in Erinnerung bleiben und warum?
In denke, dass wir in naher Zukunft die Coronapandemie beherrschbar machen werden. Daher wird dieser Einsatz aufgrund der Umstände, 158 Tage ohne Landgang auf einem Boot mit diesem tollen Team verbracht zu haben, besonders im Gedächtnis bleiben.

Wie geht es nach dem Einlaufen weiter? Hat Ihre Besatzung nach dem Einlaufen frei? Gibt es schon einen Folgeauftrag?
Die Besatzung wird nach dieser langen Abwesenheit erst einmal in die Hände ihrer Familien und Angehörigen entlassen. Die Partner und Kinder, Eltern und Freunde haben lange genug ohne sie unter den besonderen Umständen der Pandemie auskommen müssen. Die Besatzung hat sich den Urlaub mehr als verdient.

Worauf freuen Sie sich persönlich, wenn Sie zurückkehren?
Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich ein paar schönen gemeinsamen Tagen mit meiner Lebensgefährtin Nina entgegensehe. Auch wenn ein Urlaub noch nicht möglich sein wird, so werde ich dem Wasser auch im Urlaub verbunden bleiben, um mit ihr in meiner Heimatstadt Berlin die wunderschönen Seen und Wasserstraßen zu erkunden.

Text: mb/Robert Lehmann; Fotos: Bundeswehr/Tender Werra

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