Während der vergangenen Jahrzehnte hat sich Amerika kaum um die Arktis gekümmert. Doch das verstärkte Engagement Russlands und Chinas treibt auch die USA wieder in den Norden.
Die Vereinigten Staaten sind seit rund einem Jahrhundert die stärkste Großmacht der Welt, aber sind sie auch Arktismacht? Als Paul Kennedy mit seinem Beststeller vom „Aufstieg und Fall der Großen Mächte“ in den 1980er-Jahren Furore machte und den USA ihren schleichenden Niedergang voraussagte, war seine Diagnose noch deutlich verfrüht. Nur wenige Jahre später schied mit der Implosion und dem anschließenden territorialen Zerfall der Sowjetunion der einzige ernsthafte Machtkonkurrent aus dem Rennen. Die USA waren zur einzigen Supermacht geworden und standen für nahezu drei Jahrzehnte unangefochten an der Spitze der Staatenwelt. Nun aber deutet sich eine grundlegende Revision der Machtverteilung in der Welt an, die vor allem durch den pivot to Asia treffend beschrieben wird. Und mit der Volksrepublik China ist ein Konkurrent herangewachsen, der durchaus das Zeug zu haben scheint, die amerikanische Hegemonie erfolgreich in Frage zu stellen. Gleichzeitig ist das über ein Vierteljahrhundert schwächelnde Russland wieder erstarkt, und auch wenn die Russische Föderation mit ihren gut 140 Millionen Einwohnern nicht annähernd mit der ca. 270 Millionen Einwohner starken Sowjetunion von einst gleichgesetzt werden kann, ist sie in Eurasien und vor allem im Norden der „Weltinsel“ – Mackinders heartland – ohne Zweifel ein bedeutender Machtfaktor. Im hohen Norden hat weitgehend Moskau, und nicht Washington, das Sagen.
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