USS Wasp flankiert vom finnischen Raketenschnellboot Tornio (v.) und dem Minenleger Hämeenmaa, Foto: US Navy

USS Wasp flankiert vom finnischen Raketenschnellboot Tornio (v.) und dem Minenleger Hämeenmaa, Foto: US Navy

Beitritt in die NATO: Eine nicht zu unterschätzende Kraft

In Schweden und Finnland war man jahrzehntelang stolz auf die Neutralität der Länder. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine führte zu einem radikalen Umdenken. Weniger als drei Monate nach Beginn des russischen Überfalls stellten die beiden EU-Staaten einen Antrag auf Beitritt in die NATO.

Mit einer Fläche von 338 472 Quadratkilometern ist die Republik Finnland geringfügig kleiner als die Bundesrepublik Deutschland. In dem nordischen Land leben allerdings nur 5,5 Millionen Menschen. Der Großteil der finnischen Bevölkerung lebt im Einzugsgebiet der Großstädte Helsinki, Turku, Oulu und Tampere, während die mittleren und nördlichen Landesteile nur sehr dünn besiedelt sind. Finnland hat eine 1344 Kilometer lange Landgrenze mit der Russischen Föderation, während lediglich am engen Finnischen Meerbusen finnische an russische Hoheitsgewässer direkt angrenzen. Aufgrund dieser Tatsache sind die Streitkräfte Finnlands stark auf die Land- und Luftverteidigung gegen eine potenzielle Gefahr aus dem Osten ausgelegt, während die Marine eine deutlich untergeordnete Rolle spielt, dafür aber äußerst schlagkräftig ist und fast ausschließlich über in Finnland gebaute Schiffe und Boote verfügt. Die Flotte umfasst derzeit acht Schnellboote und 18 Minenfahrzeuge sowie kleinere amphibische Einheiten und Landungsboote. Aufgrund eines während der Pariser Friedenskonferenz im Jahr 1946 geschlossenen Abkommens muss die finnische Marine bis heute auf U-Boote und Torpedofahrzeuge verzichten. In den kommenden Jahren sollen vier jeweils circa 3900 Tonnen verdrängende Korvetten erworben werden, die erstmals autonome Einsätze außerhalb der Ostsee ermöglichen. Heute leisten rund 4000 Männer und Frauen ihren Dienst in der Marine des Landes, der Merivoimat.

Historische Entwicklung

Der 2016 ausgelieferte Minensucher Vahterpää (42) ist die letzte Einheit der Katanpää-Klasse, Foto: MKFI, gemeinfrei

Der 2016 ausgelieferte Minensucher Vahterpää (42) ist die letzte Einheit der Katanpää-Klasse, Foto: MKFI, gemeinfrei

In den Jahrhunderten der Zugehörigkeit Finnlands zu Schweden wurden zahlreiche schwedische Marinebasen an der heutigen finnischen Küste unterhalten. Im Jahr 1808 begann der Finnische Krieg mit dem Angriff Russlands auf Schweden, in dessen Folge 1809 große Teile des heutigen Finnlands von Schweden an Russland abgetreten wurden. Schon 1721 und 1743 hatte das Zarenreich kleinere Teile Finnlands erobern können. Russland schuf aus den verschiedenen finnischen Territorien das Großfürstentum Finnland mit weitreichendem Autonomiestatus, aber offiziell als Teil des Russischen Reiches geltend. Während der russischen Herrschaft von 1809 bis 1917 besaß Finnland eine eigene Marine namens Suomen Meriekipaasi, die über kleinere Segel- und Dampffregatten verfügte. Nach der russischen Oktoberrevolution erlaubte die sowjetrussische Führung die Abspaltung Finnlands von Russland am 31. Dezember 1917. In den kommenden Jahren bestand die nun unabhängige finnische Marine aus größtenteils veralteten Kanonen- und Torpedobooten sowie Minenfahrzeugen. 1927 beschloss das finnische Parlament den Bau von zwei modernen Küstenverteidigungsschiffen, vier U-Booten sowie neuen Torpedobooten, Minensuchern und einem Schulschiff. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs setzte sich die Flotte aus zwei Küstenverteidigungsschiffen, fünf Unterseebooten, vier Kanonenbooten, sieben Torpedobooten, einem Minenleger, acht Minensuchern und einem Schulschiff zusammen. Die U-Boote basierten auf deutschen Entwürfen, die später leicht abgewandelt als Typ II und VII in Deutschland in Großserie gefertigt wurden. Die finnischen Streitkräfte waren während des Kriegs zunächst an der Seite der deutschen Wehrmacht gegen die Sowjetunion (Winterkrieg 1939–40, Fortsetzungskrieg 1941–44), nach dem Separatfrieden mit Moskau (geschlossen am 19. September 1944) aber gegen das Deutsche Reich (Lapplandkrieg 1944) im Einsatz. Aufgrund der strikten Neutralität nach dem Zweiten Weltkrieg balancierte in den kommenden Jahrzehnten Finnland seine Waffenkäufe sowohl durch Verträge mit westlichen Nationen wie auch der Sowjetunion aus. Zumindest politisch stand das Land aber unter teilweise beträchtlichem Sowjeteinfluss. So wurden während der 1950er- und 1960er-Jahre eine Fregatte der Bay-Klasse sowie zwei Patrouillenboote der Dark-Klasse und vier Minensucher in Großbritannien, andererseits aber zwei Fregatten der Riga-Klasse und vier Raketenschnellboote der Osa-II-Klasse in der Sowjetunion erworben. Außerdem wurden kleinere Einheiten wie beispielsweise die Schnellboote der Nuoli-Klasse oder die Kanonenboote der Turunmaa-Klasse in Finnland gefertigt. Die Pariser Verträge limitierten die Tonnage der finnischen Marine auf 10 000 Tonnen und legten eine Obergrenze von 4500 Soldaten fest. Weiterhin wurde Finnland der Besitz von U-Booten, Torpedofahrzeugen, Minen und Raketen verboten. In den 1960er-Jahren wurde Finnland schließlich der Besitz von Raketen und Minen wieder erlaubt, wovon die finnische Marine regen Gebrauch machte bei der Bestellung der bereits erwähnten Raketenboote aus sowjetischer Produktion und der Herstellung eigener Minen. Nach dem Ende der Sowjetunion fielen sämtliche vertraglichen Beschränkungen der finnischen Marine, die seit dem Jahr 2018 wieder Torpedos im Bestand hat.

Die Merivoimat heute

Die Merivoimat ist heute mit drei gesetzlich verankerten Aufgaben betraut:

1. Überwachung der finnischen Hoheitsgewässer

2. Zurückweisung von territorialen Verletzungen und maritimen Attacken

3. Schutz der Seewege

Zu ihren Schlüsselfähigkeiten zählen die Einsatzleitung und die Fähigkeit zur Bekämpfung von Über- und Unterwassereinheiten, maritime Aufklärung, Minenlegen, Minensuche und -bekämpfung, maritimer Transport und Feuerunterstützung. Die Teilstreitkraft unterhält heute Stützpunkte in Turku, Kirkkonummi, Raseborg und Helsinki.

Geführt wird die Merivoimat derzeit von Konteradmiral Jori Harju. Ihm unterstehen 1400 fest angestellte Marineangehörige (1200 Militärs und 200 zivile Angestellte) sowie pro Jahr 3500 wehrpflichtige Männer (Wehrdienstdauer zwischen 5,5 und 12 Monaten) und freiwillig Wehrdienst leistende Frauen. Seit 1995 wird Frauen zwischen 18 und 29 Jahren eine freiwillige Dienstzeit in den Streitkräften ermöglicht. Die finnische Marine besteht aus dem Marinekommando in Turku und vier Einheiten auf Brigadeebene, der Küstenflottille, der Küstenbrigade in Kirkkonummi, die verantwortlich ist für amphibische Kriegsführung, maritime Aufklärung sowie Spezialoperationen, der Nylandbrigade, verantwortlich für die Ausbildung von überwiegend schwedischsprachigem Personal zu Spezialisten für Kriegsführung an den Küsten in Raasepori, und der Marineakademie in der Seefestung Suomenlinna, unweit von Helsinki, verantwortlich für Ausbildung sowie Forschung. Alle nennenswerten schwimmenden Marineeinheiten sind Teil der Küstenflotille, die vorwiegend von den Marinebasen Pansio im südwestlich gelegenen Schärenmeer und Kirkkonummi am Finnischen Meerbusen aus operiert. Das Personal der Küstenflottille setzt sich zu 80 Prozent aus Berufssoldaten und nur zu 20 Prozent aus Wehrpflichtigen zusammen. Die meisten Wehrpflichtigen verrichten ihren Dienst bei der Küstenbrigade.

Minensucher

Sämtliche Minensucher der finnischen Marine sind beim 4. Minenbekämpfungsgeschwader in Pansio beheimatet. Die kleinsten Minensucheinheiten sind die sechs Boote der Kiiski-Klasse (15,8 m, 20 t), Kiiski 1 sowie Kiiski 3 bis 7, die zwischen 1981 und 1985 bei der Marinewerft Fiskars in Turku gefertigt und in den 1990er-Jahren generalüberholt wurden. Eine siebte Einheit, Kiiski 2, wurde altersbedingt bereits ausgemustert. Die Boote dieser Klasse sind in der Lage, sowohl bemannt als auch unbemannt – gesteuert von größeren Minensuchern aus – zu operieren.
Bereits 1974/75 wurden bei Oy Laivateollisuus in Turku sechs Einheiten der 31,6 Meter langen, 127 Tonnen verdrängenden Kuha-Klasse (Kuha 21 bis 26) gefertigt, von denen zwei Einheiten (Kuha 22 und 25) bereits 2012 aus Kostengründen ausgemustert wurden. Ursprünglich waren im Jahr 1972 sogar 14 Einheiten von der finnischen Marineführung geordert worden, von denen die letzten acht allerdings vor Baubeginn wieder gestrichen wurden. Seit 1983 wird die Kuha-Klasse im Zusammenspiel mit der zuvor beschriebenen, optional bemannten Kiiski-Klasse eingesetzt. In den Neunzigerjahren wurden die Boote der Kuha-Klasse bei der Tyovene-Werft in Uusikaupunki grundlegend modernisiert und der Rumpf von 26,6 auf 36,6 Meter verlängert, um die Aufnahme von modernerem Minensuch-Equipment zu ermöglichen. Bei dieser Verlängerung des aus glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigten Rumpfs erhöhte sich die Verdrängung von 91 auf 127 Tonnen. Die Besatzung der von je zwei Cummins NT-380M-Dieselmaschinen angetriebenen, rund 12 Knoten schnellen Boote setzt sich in der Regel aus drei Offizieren und zwölf Mannschaftsdienstgraden zusammen. Die Bewaffnung besteht aus einem 23-Millimeter-Zwillingsgeschütz und einem 12,7-Millimeter-Maschinengewehr. Zur Minensuche befinden sich ein Patria Finavitec Sonac HF-Sonar sowie ein Racal-Decca-Radar an Bord, ergänzt durch ein Sonar des Typs Reson Seabat 6012 zur Vermeidung von Minenkollisionen.

Raketenschnellboot Raahe (71) der Rauma-Klasse, Foto: Estormiz, CC0 1.0 Universal

Raketenschnellboot Raahe (71) der Rauma-Klasse, Foto: Estormiz, CC0 1.0 Universal

Im Jahr 2004 kündigte die finnische Regierung einen umfassenden Ausbau ihrer Fähigkeiten zur Minenbekämpfung an und holte deshalb Angebote bei mehreren europäischen Werften für eine neue Generation Minensucher ein. Finnland erhielt Angebote von Navantia aus Spanien, Kockums aus Schweden, Lürssen sowie Abeking & Rasmussen aus Deutschland und Intermarine aus Italien, die schließlich im November 2006 den Zuschlag zum Bau von drei Minensuchern auf Grundlage der italienischen Lerici-Klasse im Vertragswert von 244,8 Millionen Euro erhielt. Baustart der ersten Einheit, der Katanpää mit der Rumpfnummer 40, war im Juli 2007, die Indienststellung erfolgte 2012. Ein Jahr später folgte das Schwesterschiff Purunpää (41) und 2016 schließlich die dritte Einheit Vahterpää (42). Alle drei Minensucher wurden per Schwerlasttransportschiff von der Bauwerft im norditalienischen Sarzana nach Finnland überführt. Die Bootsrümpfe der 52,45 Meter langen, 680 Tonnen verdrängenden Katanpää-Klasse sind aus glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigt. Die Boote werden von zwei MTU 8V-396-TE74-Dieselmaschinen mit je 1000 Kilowatt Leistung im Zusammenspiel mit zwei Voith-Schneider-Propellern angetrieben. Zum Selbstschutz ist die Klasse mit einem 40-Millimeter-L/70-Geschütz von Bofors ausgestattet. Die Einheiten sind mit verschiedenen autonom und ferngesteuert operierenden unbemannten Unterwasserfahrzeugen (ROVs und AUVs) ausgerüstet und können für jede Mission individuell mit einer Ausrüstungs- und Sensorenkombination bestückt werden, darunter Schleppsonare des Typs Klein 5500 oder Multibeam Echosounder des Typs Kongsberg EM-710 RD. Als derzeit modernste Einheiten der finnischen Marine werden die drei Einheiten der Katanpää-Klasse noch bis mindestens 2040 im Dienst bleiben.

Minenleger

Neben den Minensuchern besitzt Finnland auch eine Flotte von fünf Minenlegern, die in den Neunzigerjahren auf finnischen Werften gefertigt wurden und beim 6. und 7. Überwasserbekämpfungsgeschwader in Pansio und Upinniemi beheimatet sind.

Die drei Einheiten der 43 Meter langen, 680 Tonnen verdrängenden Pansio-Klasse, Pansio (90), Pyhäranta (92) und Porkkala (91) wurden 1991/92 in Dienst gestellt und werden als Minentransporter kategorisiert. Um den Booten eine Dienstzeit bis in die 2030er-Jahre zu ermöglichen, wurden Sie zwischen 2015 und 2017 grundlegend überholt und mit neuen Antriebsaggregaten ausgestattet. Die mit PKM-Maschinengewehren des Kalibers 7,62 Millimeter sowie einer 40-Millimeter-Granatmaschinenwaffe von Heckler & Koch ausgestatteten Boote sind in der Lage, 50 Minen des finnischen Typs Merimiina 2000 aufzunehmen.

Die beiden 77,8 Meter langen, 1450 Tonnen verdrängenden Minenleger der Hämeenmaa-Klasse, Hämeenmaa (02) und Uusimaa (05) wurden 1991/92 bei der aus den Werften Hollming und Rauma hervorgegangenen Finnyards gebaut. Die beiden Minenleger mit Stahlrumpf und Aluminium-Aufbauten sind bis heute die größten schwimmenden Einheiten der Marine; die Hämeenma ist deshalb das Flaggschiff der Merivoimat. Die Hämeenmaa-Klasse kann in Gewässern bis zu einer Eisdichte von 40 Zentimetern operieren und wird neben dem eigentlichen Einsatzzweck als Minenleger auch als Eskortschiff und Versorger verwendet. Zwischen 2006 und 2008 wurden beide Einheiten umfassend modernisiert und erhielten ein neues Feuerleitsystem Saab 9LV325E FCS und ein Radar TRS-3D/16 ES von EADS (heute Hensoldt). Die Schiffe sind mit einem 57-Millimeter-Geschütz von Bofors, einer VLS-Startanlage mit acht Umkhonto-IR-Flugabwehrraketen des südafrikanischen Rüstungskonzerns Denel, zwei 12,7-Millimeter-Maschinengewehren, zwei Granatwerfern von H&K, zwei aus Russland stammenden RBU-1200-Wasserbombenwerfern und Schienen zum Legen von bis zu 150 Minen des Typs Merimiina 2000 ausgerüstet.

Raketenschnellboote

Im 6. und 7. Überwasserbekämpfungsgeschwader finden sich auch acht Raketenschnellboote. Die vier 48,5 Meter langen, 240 Tonnen verdrängenden Boote der Rauma-Klasse wurden zwischen 1990 und 1992 in Dienst gestellt. Zwei Einheiten, Rauma (70) und Raahe (71) wurden noch bei Hollming in Rauma gebaut, zwei weitere Einheiten, Porvoo (72) und Naantali (73) bereits unter der Schirmherrschaft der 1991 neugegründeten Finnyards. Zwei MTU 16V 538 TB93 Diesel mit 6600 Kilowatt Leistung im Verbund mit zwei Waterjets Riva Calzoni IRC 115 beschleunigen die Boote auf bis zu 34 Knoten. Die Rauma-Klasse ist mit einem Feuerleitsystem von Saab, dem 9LV225 Mk 4, dem Suchradar Sea Giraffe 9GA 208 von Saab und einem ARPA-Navigationsradar von Raytheon ausgestattet. Zur Bewaffnung gehören ein 40-Millimeter-Geschütz von Bofors, zwei 12,7-Millimeter-Maschinengewehre sowie sechs Seezielflugkörper RBS 15 Mk 3 von Saab und zwei Anti-U-Boot-Mörser Saab Elma ASW-600. Zur U-Boot-Ortung stehen Kongsbergs ST2400- und Finnyards Sonac/PTA-Schleppsonare zur Verfügung. Im Jahr 2015 berichteten erstmals finnische Medien darüber, dass die Marine die vier Einheiten aufgrund von Materialermüdung stillgelegt hatte. Nach Werftaufenthalten mit Rumpfreparaturen im Jahr 2016 wurden die Boote wieder an die Merivoimat ausgeliefert und sollen noch bis Ende der 2020er-Jahre in Dienst bleiben.

So sollen die zukünftigen Korvettender Pohjanmaa-Klasse aussehen, Grafiken: Finnische Marine

So sollen die zukünftigen Korvetten der Pohjanmaa-Klasse aussehen, Grafiken: Finnische Marine

Die nachfolgenden vier Raketenschnellboote der Hamina-Klasse – Hamina (80), Tornio (81), Hanko (82) und Pori (83) – wurden Ende der 1990er- und Anfang der 2000er-Jahre in Rauma gebaut und wurden als Weiterentwicklung der vorangegangenen Rauma-Klasse ursprünglich als Rauma-2000-Klasse bezeichnet. Erstmals kamen beim Schiffsentwurf der 51 Meter langen, 250 Tonnen verdrängenden Hamina-Klasse Stealth-Maßnahmen zur Verringerung der Radarsignatur zum Zug. Zwei Dieselmaschinen MTU 16V 538 TB93 mit 5520 Kilowatt Leistung im Zusammenspiel mit zwei Wasserstrahlantrieben Rolls Royce Kamewa 90SII bringen die Boote auf eine Geschwindigkeit von mehr als 30 Knoten. Auch die Rauma-Klasse ist mit einem 9LV-Feuerleitsystem von Saab und einem 3D-Suchradar TRS-3D/16 ES ausgestattet. Während eines umfangreichen Midlife-Upgrades zwischen 2018 und 2022 wurde aus Gewichtsgründen das 57-Millimeter-Geschütz von Bofors durch ein 40-Millimeter-Geschütz des gleichen Herstellers ersetzt und die RBS 15-Seezielflugkörper durch Gabriel Mk. 5 von Israel Aerospace Industries (IAI). Zur Flugabwehr sind acht Umkhonto-IR-Flugkörper eingerüstet, zur U-Boot-Bekämpfung steht eine Schienenanlage für Wasserbomben zur Verfügung, die auch zum Mienenlegen verwendet werden kann. Das Midlife-Upgrade ermöglicht der finnischen Marine, die Hamina-Klasse bis Ende der 2030er-Jahre in der Flotte zu halten.

Weitere Einheiten

Neben den zuvor beschriebenen Kombattanten unterhält die Merivoimat zahlreiche kleinere Landungsboote unterschiedlicher Klassen, mit Längen zwischen 8 und 20 Metern und einer maximalen Verdrängung von 32 Tonnen. Des Weiteren betreibt sie eine große Zahl kleinerer Hilfsschiffe in Form von Transportern, Kommandobooten, Kabellegern, Schleppern und Schulbooten; kleine Einheiten unterhalb von 20 Meter Länge, die in der Regel die finnischen Küstengewässer nicht verlassen. Erwähnenswert sind noch die drei Spezialschiffe, die zur Bekämpfung von Umweltkatastrophen ausgelegt sind: Hylje (Kennung 799, 54 m, 1400 t), Halli (Kennung 899, 61,5 m, 2100 t) und Louhi (Kennung 999, 71,4 m, 3450 t).

Ausblick

In den vergangenen Jahren wurden die Anforderungen an die finnische Marine immer größer. Für die Realisierung des Programms Squadron 2020 wird gegenwärtig der Bau von vier modernen Korvetten mit 114 Meter Länge und 3900 Tonnen Verdrängung vorbereitet. Mit diesen als Pohjanmaa-Klasse bezeichneten Schiffen wird die Marine über moderne Einheiten mit Helikopterlandedeck und Hangar verfügen und erstmals in der Lage sein, größere Einsätze außerhalb der Ostsee durchzuführen. Im September 2019 wurde hierzu der Bauvertrag mit Rauma Marine Constructions im Wert von 647,6 Millionen Euro geschlossen. Ursprünglich war der Baubeginn für das Jahr 2022 geplant, Verzögerungen im Designprozess verschieben den Baustart in das Jahr 2023, voraussichtlich gefolgt von Erprobungsfahrten ab 2025 und dem Erlangen der vollen Einsatzreife 2029. Die Pohjanmaa-Klasse wird über Fähigkeiten zum Brechen von Eis verfügen und soll die zwei Minenleger der Hämeenmaa-Klasse und die vier Raketenschnellboote der Rauma-Klasse ersetzen. Angetrieben werden die Schiffe erstmals durch einen Codlag-Antrieb (combined diesel-electric and gas) mit Gasturbinen von General Electric aus den USA und Dieselaggregaten von MAN Energy Solutions aus Deutschland. Im September 2019 wurde Saab als Generallieferant des Feuerleitsystems und einer Vielzahl von Sensoren und Effektoren für die Korvetten ausgewählt. Der schwedische Rüstungskonzern wird Laserwarnsysteme, Sea-Giraffe-Radare und neue Leichtgewichtstorpedos zum bisher größten finnischen Marineprojekt beisteuern. Zur Flugabwehr soll das System RIM-162 Evolved Sea Sparrow Missile (ESSM) von Raytheon und zur Seezielbekämpfung Gabriel-V-Seezielflugkörper zum Einsatz kommen.

Neben dem Austausch der älteren Minenleger und Schnellboote durch die Pohjanmaa-Klasse ist die finnische Marine momentan auf der Suche nach einem Ersatz für die betagten Minensucher der Kuha- und Kiiski-Klasse und hat zu diesem Zweck am 4. Februar 2022 eine Ausschreibung gestartet. Sie sollen sowohl autonom wie bemannt betrieben werden können und eine Maximallänge von 24 Metern aufweisen.
Nach dem Zulauf der neuen Korvetten und Minensucher wird die finnische Marine über eine äußerst moderne, auf die geografischen und politischen Verhältnisse der finnischen Gewässer zugeschnittene Flotte verfügen, die im Rahmen von EU- oder NATO-Einsätzen in der Lage sein wird, auch außerhalb der Ostsee an internationalen Einsätzen teilzunehmen.

Von Stefan Ulsamer

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert