Drohnen bei der Marine

Einsatz von Drohnen bei der Marine

Marine und Einsatz von Drohnen

Drohnen Marine: Sie bieten jedem Militär viele Vorteile und Möglichkeiten, auch in einer Marine. Die unbemannten Geräte leisten bereits große Hilfe bei Aufklärung und Überwachung und könnten zukünftig auch die Fähigkeiten der Marine deutlich erweitern. Doch wie sehen die Zukunftsperspektiven für Drohnen aus? Welche Einsatzmöglichkeiten gibt es? Und um welche unterschiedlichen Drohnen-Modelle geht es?

Was sind Drohnen?

Drohnen kennt mittlerweile jeder – in erster Linie auch aus dem privaten Bereich. Die meisten assoziieren mit dem Begriff im Allgemeinen eine Flugdrohne, also ein ferngesteuertes Flugfahrzeug. Aber auch andere unbemannte Fahrzeuge, ob fahrend, tauchend, schwimmend oder fliegend, werden als Drohnen bezeichnet. Im Freizeitbereich begegnen uns Drohnen zum Beispiel in Form von Spielzeugdrohnen, Quadrocoptern, Fernlenkautos oder Rasenmährobotern.

Das Charakteristische an Drohnen ist, dass ihr Einsatz ohne Personenbesatzung erfolgt, was aufgrund der kompakten Größe oftmals auch gar nicht möglich wäre. Das bedeutet, dass die Fahrzeuge ferngesteuert werden – entweder

  • durch einen Menschen, der eine entsprechende Kontrolleinheit bedient, oder
  • durch einen integrierten oder ausgelagerten Computer.

Die Maschinen agieren somit teil- oder vollautonom. Die meisten Drohnen sind mit einer Kamera ausgestattet. Das ermöglicht es ihnen zum einen Standbilder oder Videos zu übermitteln und zum anderen sicher und zuverlässig außerhalb des Sichtbereichs eingesetzt zu werden. Darüber hinaus verfügen gerade die wirtschaftlichen oder militärisch eingesetzten Geräte über weitere elementare Features, wie ein Mikrofon zur Sprachsteuerung, ein GPS- und WLAN-Modul sowie modernste Computertechnologien.

Bei der Ausstattung der Drohnen differenziert man zwischen ziviler und militärischer Nutzung – denn die Modelle für den Militärdienst müssen ganz anderen Anforderungen gerecht werden als jene im Hobbybereich.

Welche Rolle spielen Drohnen bei der Marine?

Digitalisierung, künstliche Intelligenz und innovative Technologien nehmen einen bedeutenden Stellenwert bei der Bundeswehr und speziell auch bei der Marine ein. Fahrzeuge ohne Personenbesatzung werden dabei als automatisierte Systeme immer relevanter. Diese Entwicklung ist nicht nur bei der deutschen Bundeswehr zu beobachten: Gerade in den letzten zwei Jahrzehnten ist bündnisweit eine intensivere Einbindung unbemannter Systeme bei allen NATO-Partnern festzustellen. So erklärte beispielsweise der Stabschef der französischen Marine 2019, dass der französische Staat den Bestand an unbemannten Systemen von damals 50 Einheiten auf 1.200 Einheiten bis zum Jahr 2030 erhöhen will. Ob an Land, hoch am Himmel oder tief unter Wasser – Drohnen werden rund um die Uhr fürs Militär eingesetzt. Von Übungen im Inland bis hin zu Auslandseinsätzen zur Aufklärung, Überwachung und im Krieg übernehmen die unbemannten Fahrzeuge wichtige Funktionen im militärischen Bereich.

Sind Drohnen autonome Systeme?

Drohnen werden seit mehr als zwei Jahrzehnten im Dienst des Militärs eingesetzt – und ebenso lang wird auch schon über ihre Anwendung diskutiert. Insbesondere der Einsatz von bewaffneten Drohnen ist stark umstritten. Kritiker beim Militär und in der Politik aber auch in der Zivilbevölkerung befürchten die Gefahr, die von einem autonomen System ausgehen kann.

Fakt ist jedoch, dass es sich bei den vom Militär eingesetzten Drohnen in der Regel nicht um autonome, sondern um automatisierte Systeme handelt, die programmierten Algorithmen und mechanischen Zwängen unterliegen. Das bedeutet, dass der Einsatz der unbemannten Maschinen immer unter Steuerung oder enger Aufsicht von Soldaten geschieht. Die Drohnen können jederzeit durch die zuständigen Soldaten beeinflusst, überwacht und sogar gestoppt werden. Die letztendliche Einsatzentscheidung liegt also bei der Truppe.

Darüber hinaus darf auch nicht vergessen werden, dass Drohnen – ob im privaten oder militärischen Bereich – nur unter Einhaltung strenger Vorschriften und des nationalen Rechts verwendet werden dürfen.

Wofür werden Drohnen bei der Marine, beim Militär bzw. bei der Bundeswehr eingesetzt?

Die militärischen Drohnen werden unterstützend zu konventionellen bemannten Fahrzeugen im gesamten Spektrum der Bundeswehr- und Marineeinsätze eingesetzt. Vor allem in Kriegs- und Krisenregionen nimmt die Arbeit mit Kamera-Drohnen einen wichtigen Stellenwert ein. Dabei dienen sie der Aufklärung, der Überwachung und dem Schutz:

  • Aufklärung: Durch die Erstellung von Lagebildern und durch Zieldatengenerierung helfen Kamera-Drohnen bei der Aufklärung deutscher Einsatzgebiete.
  • Überwachung: Die Lage auch außer Sichtweite, in den entlegensten Ecken und unter der Meeresoberfläche im Blick zu behalten – das ermöglichen Drohnen und helfen so im Krieg, im Kampf gegen Piraterie und bei militärischen Auseinandersetzungen und Konflikten.
  • Schutz: Mit ihrer Aufklärungsarbeit schützen die Drohnen Streitkraft und Truppe und erhöhen die Sicherheit für die Staatsbürger.

Welche Vorteile bringen die unbemannten Flug- und Unterwasserdrohnen? Was sind die Schwachstellen?

 

Vorteile vom Drohnen-Einsatz Nachteile vom Drohnen-Einsatz
+ Steigerung der Einsatzreichweite der Truppe + Leistungssteigerung der Streitkraft + schnellere Reaktionszeit + Schutz der Soldaten + Sicherheit für Staat und Bürger + das Risiko für die Truppe verändert sich qualitativ und quantitativ + Reduzierung der Tötungshemmung + herausragende, deutlich längere Stehzeiten bei Aufklärung und Überwachung + mehr räumliche und zeitliche Flexibilität für die Soldaten – Maschinen können die taktischen, empathischen und ethischen Fähigkeiten eines Menschen nicht ersetzen – Widerstände durch Recht und Politik

  Unbemannte Systeme werden beim Militäreinsatz immer relevanter und erweitern aufgrund voranschreitender innovativer Technologien deutlich die Fähigkeiten der Bundeswehr. Dennoch sind Drohnen keine „Wunderwaffe“ – als Maschinen stoßen sie an ihre Grenzen und bringen nicht nur Vorteile mit sich. Ein intelligenter, bewusster Mix aus bemannten und unbemannten Systemen bildet deshalb weiterhin die Grundlage für erfolgreiche, militärische Missionen.

Welche verschiedenen Drohnen-Modelle gibt es beim Militär?

Im Militärwesen werden die Drohnen hauptsächlich unterschieden in „Unmanned Aerial Vehicle“ (UAV) und „Unmanned Aerial System“ (UAS) für Flugdrohnen wie 1. vertikalstartende Hubschrauber (VUAS) 2. Starrflügler (Starrflügel-UAS) 3. „Unmanned Combat Air System“ (UCAS) für Kampfflugzeuge „Unmanned Underwater Vehicles“ (UUV) für Unterwasserfahrzeuge „Unmanned Surface Vessels“ (USV) für (bewaffnete) Überwasserfahrzeuge

 

Unbemannte Luftfahrzeuge (UAV) und Luftfahrtsysteme (UAS)

1. Unbemannte Hubschrauber (VUAS)

Drohnen-Art: Flugdrohne mit Senkrechtstart- und -landesystem Modell-Beispiele:

  • VSR 700 (Vertical Surveillance Rotorcraft) von Airbus (aktuell noch in Erprobung, 6,2 m Länge, 700 kg, ca. 10 Std. Flugdauer bei einer Standardnutzlast von 150 kg)
  • Skeldar V-200 von UMS Skeldar (4 m Länge, 170 kg, ca. 5 Std. Flugzeit bei einer Nutzlastkapazität von 65 kg, Dienstgipfelhöhe 3.000 m)

Fähigkeiten/Besonderheiten:

  • vertikalstartende, unbemannte Luftfahrzeuge
  • erhöhen die Erfassungsreichweite der Marineschiffe
  • deutlich kleiner/platzsparender als ein bemannter Hubschrauber
  • lange Einsatzausdauer

Einsatzgebiete:

  • auf Fregatten und Zerstörern
  • bordgestützte Aufklärungs- und Überwachungseinsätze
  • ISTAR-Einsätze (Intelligence, Surveillance, Target Acquisition an Reconnaissance)
  • Such- und Rettungseinsätze
  • Patrouillen zur Eindämmung der Piraterie

2. Starrflügler (Starrflügel-UAS)

Drohnen-Art: Flugdrohne; Unterteilung in

  • MALE (UAS mit mittlerer Fluggipfelhöhe und großer Ausdauer) und
  • HALE (UAS mit hoher Fluggipfelhöhe und großer Ausdauer)

Modell-Beispiele:

  • MQ-9B SeaGuardian der US-Firma General Atomics (MALE; Ausrüstung mit Multimodus-Radarsystem, AIS-Empfänger, Kamerasystem und 8 Nutzlastverankerungen unter den Tragflächen z.B. für Luft-Boden-Waffen; 12.300 m Dienstgipfelhöhe; max. Flugzeit 40 Std.)
  • RPAS (Remotely Piloted Aircraft System) von Airbus (aktuell in Planung, MALE; 11 t Gewicht, 2.300 kg Nutzlastkapazität, 4 Nutzlastverankerungen unter den Tragflächen z.B. für Luft-Boden-Waffen, 13.700 m Dienstgipfelhöhe)

Fähigkeiten/Besonderheiten:

  • hohe Flugausdauer
  • mittlere bis hohe Flughöhe

Einsatzgebiete:

  • Seefernaufklärung
  • Überwachung
  • Schiffsidentifizierung
  • ISTAR-Einsätze (Intelligence, Surveillance, Target Acquisition an Reconnaissance)

3. Unbemannte Kampfflugzeuge (UCAS)

Drohnen-Art: Kampfdrohne Modell-Beispiele:

  • Neuron von Dassault (Prototyp, Tarnkappen-Kampfdrohne, 9,5 m Länge, 5 t Gewicht, 2 Bomben in Nutzlastkammer

Fähigkeiten/Besonderheiten:

  • Fernsteuerung der Fluggeräte über Begleitfahrzeug oder Bodenstation
  • flugzeugträgertauglich

Einsatzgebiete:

  • Einführung in 2040

Unbemannte Unterwasserfahrzeuge (UUV)

Drohnen-Art: Tauchdrohne Modell-Beispiele:

  • SeaFox (3 Varianten: unbewaffnetes I-Fahrzeug zur Minensuche und Untersuchung von Schiffsrümpfen und Häfen, C-Fahrzeug zur Minenzerstörung durch Hohlladungssprengsatz (Einwegsystem), T-Fahrzeug zur Ausbildung der Bedienungsmannschaft; jedes UUV hat eine Länge von 1,3 m, 43 kg, 300 m Tauchtiefe, max. Einsatzzeit 100 Minuten, Fernsteuerung über Glasfaserkabel)
  • SeaCat (je nach Ausstattung 2,5–3,5 m Länge, 130–220 kg Gewicht, 600 m Tauchtiefe, max. Einsatzzeit 20 Stunden, ferngesteuerte oder autonome (vorprogrammierte) Anwendung)

Fähigkeiten/Besonderheiten:

  • Startet von bemannten Booten, USV oder tieffliegenden Hubschraubern
  • Streitkräfte werden aus der Gefahrenzone von Minen herausgehalten

Einsatzgebiete:

  • Minenjagd
  • Minenräumung
  • U-Boot-Ortung
  • Vermessung des Meeresbodens

Unbemannte Überwasserfahrzeuge (USV)

Drohnen-Art: Schwimmdrohne Modell-Beispiele:

  • ARCIMS (ATLAS Remote Combined Influence Minesweeping System) von Atlas Elektronik (11 m Länge, 10 t Gewicht, Ausrüstung mit SeaFox möglich, ferngesteuerte oder autonome (vorprogrammierte) Anwendung)

Fähigkeiten/Besonderheiten:

  • Dient als Trägerplattform für UUV
  • Streitkräfte werden aus der Gefahrenzone von Minen herausgehalten

Einsatzgebiete:

  • Minenjagd
  • Minenräumung

Bewaffnete, unbemannte Überwasserfahrzeuge (USV)

Drohnen-Art: Schwimmdrohne Modell-Beispiele:

  • Seagull von Elbit Systems (12 m Länge, Ausrüstung mit Radar, EO-/IR-Kamera und AIS, modulare Ausstattung mit bugmontierter Waffenstation möglich, max. Geschwindigkeit von 32 Knoten, max. Einsatzdauer 4 Tage, ferngesteuerte oder autonome (vorprogrammierte) Anwendung)

Fähigkeiten/Besonderheiten:

  • Startet von Fregatten oder Korvetten

Einsatzgebiete:

  • Hafen- und Küstenschutz
  • Geleitschutz für Schiffe
  • Verteidigung
  • U-Jagd
  • Minenjagd

Wie könnte die Perspektive für die Zukunft aussehen?

Dass Drohnen für das deutsche Militär immer relevanter werden, zeigt auch die 2018 unterzeichnete Rüstungskooperation mit Frankreich. Der deutsch-französische Ministerrat einigt sich darin auf die gemeinsame Entwicklung eines U-Jagd- und Seefernaufklärungssystems. Dieses „Maritime Airborne Warfare System“ (MAWS) soll ein zukunftsfähiger, integraler Bestandteil des „Future Combat Air System“ (FCAS) werden. Eine wichtige Richtlinie dieses Abkommens ist, dass die MAWS eine Kooperation zwischen bemanntem System und unbemannten Systemen schafft.  Genau dieses Manned-Unmanned-Teaming wird in der Zukunft noch entscheidender. Es gilt, ein Konzept zu entwickeln, in dem sowohl die Systeme mit als auch die ohne Personenbesatzung den Platz einnehmen, an dem sie eine bestmögliche Auftragserfüllung gewährleisten können. Die Technologien werden sich in der Zukunft weiterentwickeln. Reichweite, Aktionstempo und die Bandbreite an Handlungsoptionen werden zunehmen, sodass die Soldaten zunehmend zum Bewacher des Systems werden – dennoch bleibt der Soldat als System-Kontrolleur und -Beobachter unabdingbar.  Langfristig wird sich diese Entwicklung auch auf die Ausbildung und den Beruf der Marine-Soldaten auswirken. Digitale Möglichkeiten, wie Flugsimulatoren und Virtual Reality, nehmen bereits einen bedeutenden Stellenwert ein. Der richtige Umgang mit den Technologien wird zukünftig ein wichtiger Grundpfeiler der Marine-Arbeit.

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