Chinesisch-russischer Verband 2019: chin. Zerstörer "Harbin" (Luhu-Kl.), verdeckt Zerstörer Lujang-I-Kl., Fregatte Jiangkai-II-Kl., russ. Kreuzer Slava-Kl., dahinter chin. Sovremenny-Kl. beim Gunex. Foto: PLAN

Chinesisch-russischer Verband 2019: chin. Zerstörer "Harbin" (Luhu-Kl.), verdeckt Zerstörer Lujang-I-Kl., Fregatte Jiangkai-II-Kl., russ. Kreuzer Slava-Kl., dahinter chin. Sovremenny-Kl. beim Gunex. Foto: PLAN

Gemeinsame Marineübungen Chinas, Russland und Südafrikas im Februar 2023

Unter dem Übungsnamen MOSI sollen zwei Einheiten der Marine der russischen Föderation, drei Schiffe der Seestreitkräfte Chinas vor der Ostküste Südafrikas auf eine Einheit der südafrikanischen Marine treffen. Das berichten übereinstimmend die russische Nachrichtenagentur TASS und das südafrikanische Online-Nachrichtenportal Defense Web über gemeinsame Aktivitäten der Seestreitkräfte der drei Länder.

Der Auftakt der Übung soll am 17. Februar in Richards Bay (KwaZulu Natal). Bis zum 24. Februar seien neben der Versorgung der Gastlieger und den die Übung vorbereitenden Konferenzen eine Reihe der bei derartigen Hafenaufenthalten üblichen Marineaktivitäten vorgesehen. Daran schließt sich ab dem 25. Februar eine zweitägige Seephase an. Zum Übungskatalog sollen Suche und Rettung, Formationsfahren und Schießübungen gehören.

MOSI II – zweiter Aufschlag zwischen China, Russland und Südafrika

Es handelt sich um die zweite gemeinsame Marineübung Südafrikas mit den Seestreitkräften Chinas (PLAN, People's Liberation Army Navy) und der Russischen Föderation. Unter gleichem Namen fand im November 2019 der erste Übungsdurchlauf der drei Marinen statt. MOSI I wurde im Seegebiet um das Kap der Guten Hoffnung ausgetragen.

Die Teilnehmer an MOSI II wurden bisher nicht bekannt gegeben. Nach einer Mitteilung der Pressestelle der südafrikanischen Streitkräfte an Defense Web, könne sich die Anzahl der Schiffe noch ändern. Ob die von der russischen Marineführung bekanntgegebene Reise der „Admiral Gorshkov“ an die afrikanische Ostküste führen wird, ist zurzeit Spekulation.

2019: MOSI I

Beobachter hatten zu MOSI I Fragen über die Sinnhaftigkeit des Zusammentreffens aufgeworfen. Der südafrikanische Journalist Helmoed Heitman bezeichnete MOSI I als ein ‚oberflächliches Passex'. Damit werden Übungen zwischen Seestreitkräften auf unterschwelligem Niveau bezeichnet, die vornehmlich der Verbindungsaufnahme und dem Aufrechterhalten von Kommunikation dienen. Die südafrikanische Marine konnte damals die Fregatte „Amatola“ und die heute fünfzig Jahre alte „Protea“, ein Vermessungsschiff, aufstellen. Zumindest zeitweise war auch der Versorger „Drakensberg“ eingebunden. Russland entsendete den Lenkwaffenkreuzer der Slava-Klasse „Marshall Ustinov“, der von einem Schlepper (SB-406) und dem Tanker „Vyazma“ begleitet wurde. China war mit der Fregatte „Weifang“ (Hullnumber 550) vom Typ 054A vertreten.

Versuch einer Einordnung

Die Übung MOSI kann zum einen als eine Maßnahme innerhalb der Staatenzusammenschlusses BRICS gewertet werden. Dies ist die unter wirtschaftlicher Zielsetzung eingegangene Vereinigung der fünf Nationen Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Wobei für Russland und China das militärische Flagge-Zeigen mit politischen und wirtschaftlichen Interessen verbunden sein dürfte. Sowohl China als auch Russland haben ihre Präsenz im Indischen Ozean ausgebaut.

China

Afrika ist für Peking wichtig zur Deckung seiner für den industriellen und wirtschaftlichen Fortschritt wichtigen Ressourcen. Dabei spielt auch das Militär eine Rolle. Das Vorgehensmuster ist bekannt: Eingehen semi-militärischer Allianzen, Konstruktion oder Nutzung von Hafenanlagen zu zivil-militärischen Zwecken, Stationierung von Truppenkontingenten, Teilnahme an Missionen für friedensschaffende militärische Maßnahmen oder im Rahmen des Katastrophenschutzes (‚military operations other than war‘) und Waffenlieferungen in die Region. 2017 eröffnete China seinen ersten afrikanischen Stützpunkt in Dschibuti. Ende 2022 wurden seine diesbezüglichen Anbahnungsversuche in Äquatorialguinea und Mauritius bekannt.

Russland

Moskau sucht in Afrika weitere Partner und Stützpunkte – für seine Söldnergruppen als auch für die Streitkräfte. Es konnte seine Präsenz in instabilen Regionen und Konfliktgebieten in Afrika, darunter Mali, Libyen und die Zentralafrikanische Republik, ausbauen. Sein Engagement für einen Stützpunkt in Bur Sudan am Roten Meer scheint ungebrochen.

Achse Moskau-Peking

MOSI reiht sich ein in die Beobachtung einer stärker werdenden Entente zwischen Moskau und Peking. Dabei geht ihr kollektives Auftreten über die gemeinsame Einflusszone im Westpazifik hinaus. In den vergangenen Jahren traten Seestreitkräfte der Russischen Föderation und der Volksbefreiungsarmee im Indischen Ozean gemeinsam auf. Im Dezember 2019, also gleich nach MOSI I, kam es zu einer trilateralen Marineübung mit iranischen Seestreitkräften.

Zuletzt, im Dezember 2022, übten Einheiten der Seestreitkräfte Chinas und Russlands im Ostchinesischen Meer.

Südafrikas nebulöse Zukunft

In militärischen Belangen wird Südafrika sowohl für China als auch Russland eher als Juniorpartner wahrgenommen. Andererseits ist für die südafrikanische Marine der Gewinn fraglich. Denn inwieweit derartige Übungssets Interoperabilität fördern, Ausbildungsstand erhöhen und sich positiv für die Weiterentwicklung von Einsatzgrundsätzen und Verfahren auswirken, sei dahingestellt. Dabei hätten die Seestreitkräfte des Landes am Kap Trainingspartner nötig. Zwar übt die südafrikanische Marine mit den befreundeten Marinen Brasiliens und Indiens regelmäßig im Rahmen der Übung IBSAMAR. Doch nicht nur Corona, sondern auch geringer personeller und materieller Klarstand führten über die Jahre quasi zum Stillliegen der südafrikanischen Flotte. In der Rede zu seiner Amtsübergabe am 6. Dezember 2022 verwies der scheidende Marinechef, Vizeadmiral Mosiwa Hlongwane, auf die in den letzten Jahren rückläufige Mittelzuweisung. Nicht nur die Marine liefe Gefahr, „weitere seiner wesentlichen Fähigkeiten zusätzlich zu den bereits verlorenen zu verlieren“. Und mit Bezug auf die Marine sagte er „Wenn der Status unverändert bleiben soll, wird die südafrikanische Marine in einigen Jahren hafengebunden sein“.

Die südafrikanische Regierung steht weiterhin zu Moskau. Bei der Abstimmung der UN-Generalversammlung zur Resolution A/RES/ES-11/1 „Aggression gegen die Ukraine“ („Aggression against Ukraine“) am 2. März 2022 enthielt sich Südafrika (35 Enthaltungen) der Stimme. Insofern sehen Kritiker an der Teilnahme an Übungen wie MOSI eine Unterstützung der südafrikanischen Regierung für Russland bei seiner illegalen Invasion in der Ukraine.

Pretoria seinerseits laviert zwischen der Orientierung an Europa und seinen während des Anti-Apartheidkampfes gewachsenen Bindungen an sozialistisch-kommunistische Systeme. Sie entstanden durch die den ANC-Kadern in Moskau, Peking, Hanoi und Havanna gewährte ideelle, finanzielle und militärische Unterstützung. Nach außen gegenüber Washington aufgeschlossen, herrscht im Innern der Regierungskreise Misstrauen. Südafrika hat die Vereinigten Staaten wiederholt für ihr kolonialistisches Verhalten gegenüber afrikanischen Ländern sowie für den Versuch, ihre politische Agenda der ganzen Welt durchzusetzen, kritisiert. Neben den Sympathien der politischen Handelnden in Pretoria für Russland und China könnte die Rolle beider als Spielverderber gegenüber den USA ein weiteres Erklärungsmuster für die Haltung Pretorias sein.

(Mosi, zu Deutsch etwa Rauch, Dampf oder Nebel; mosi-oa-tunya - donnernder Rauch - ist die im dortigen Sprachraum herrschende Bezeichnung der Viktoriafälle)

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1 Kommentar

  1. Moin,

    inzwischen meldete die russische Nachrichtenagentur TASS, dass die Fregatte „Admiral flota Sovetskogo Soyuza Gorshkov“ („Адмирал флота Советского Союза Горшков“) die Vorräte im syrischen Hafen Tartus auffüllen wird und auch an der russisch-chinesisch-südafrikanischen Übung „MOSI-2023“ vom 17. – 27.Februar 2023 teilnehmen wird (siehe: https://tass.ru/armiya-i-opk/16857977).

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