Mit ihrem leicht geschwungenen Stahlrumpf und dem golden verzierten Bug ist die „Schaarhörn“ von 1908 mit 42 Metern Länge ein besonders elegant anmutendes Schiff. 1945 evakuierte der Dampfer Flüchtlinge, seit 1995 fährt sie als Museumsschiff. Ihr stilvolles Aussehen hat das Schiff nicht ohne Grund: Die „Schaarhörn“ sollte ursprünglich illustre Gäste wie Kaiser Wilhelm II. durch den Hamburger Hafen fahren. Das damalige Amt für Strom und Hafenbau beauftragte den Dampfer 1907, auch um das Schiff als Peildampfer zur Vermessung von Wassertiefen auf der Elbe einzusetzen.
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Ringelnatz Karikatur ‚Kuttel-Daddeldu‘. Grafik: Ringelnatz Stiftung/gemeinfrei
Doch dazu kam es zunächst nicht. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs nutzt die kaiserliche Marine den kohlebefeuerten Zweischrauben-Dampfer zum Minensuchen. In dieser Zeit ist auch Joachim Ringelnatz häufig an Bord. Der Dichter (Seemann Kuttel Daddeldu), der sich direkt zu Kriegsbeginn freiwillig zur Marine gemeldet hatte, feiert 1917 auf dem Schiff seine Beförderung zum Leutnant und wird Kommandant eines Minensuchbootes.
Zeittafel
Nach dem Ersten Weltkrieg wird die „Schaarhörn“ zeitweilig als Wohn- und Verpflegungsschiff des Arbeiter- und Soldatenrats in Cuxhaven eingesetzt. 1919 wird sie aufgelegt und erst 1925 wieder in Betrieb genommen – in ihrer ursprünglichen Aufgabe als „Peildampfer“ in der Elbmündung. Ab März 1945 evakuierte das Dampfschiff Flüchtlinge aus Saßnitz, Swinemünde und verschiedenen ostpreußischen Orten. Anschließend war die „Schaarhörn“ bis 1972 wieder als Peil- und Vermessungsschiff in der Elbmündung bei Cuxhaven im Betrieb.
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Vermesser auf dem Dampfschiff „Schaarhörn“ (undatiertes Foto). Foto: Stiftung Hamburg Maritim
1973 wird der Dampfer nach Newcastle (Nordostengland) verkauft und 1979 in das nordwestenglische Maryport (Cumberland) überführt. Dort sollte die „Schaarhörn“ Exponat in einem künftigen Museumshafen werden. Doch stattdessen verfällt das Schiff. 1990 kauft schließlich das Commerz-Collegium Altona, ein Zusammenschluss Altonaer Kaufleute, das Schiff und lässt es Huckepack zurück nach Hamburg bringen. Dort wird der Dampfer im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Jugendliche restauriert und fünf Jahre später dem Förderverein DS SCHAARHÖRN e.V. als Eigner übergeben, der sich später in Dampfer SCHAARHÖRN e.V. umbenannte.
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Überführung der „Schaarhörn“ 1990 mittels Dockschiff nach Hamburg. Foto: Freunde des Dampfschiffs SCHAARHÖRN e.V.
Museumsschiff
Seit 1995 ist die „Schaarhörn“ als fahrendes Traditionsschiff mit zwei Dreifach-Expansions-Dampfmaschinen mit je 412 PSi (innere Leistung) in Betrieb. Eigner ist seit 2002 die Stiftung Hamburg Maritim und eine ausschließlich ehrenamtlich tätige Besatzung betreibt das fahrende Museum. Deshalb sind anpackende Hände weiterer Freiwilliger stets willkommen. Während der Saison von Mai bis Oktober lädt die „Schaarhörn“ regelmäßig zu Gästefahrten mit maximal 85 Passagieren auf die Elbe ein. Dank dieser Fahrten werden die laufenden Kosten für den Unterhalt des Schiffes finanziert. Der schöne historische Jugendstilsalon mit seinen großen Fenstern erinnert bis heute daran, dass das Schiff ursprünglich vor allem dazu dienen sollte, honorige Gäste der Stadt durch den Hafen zu schippern.
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Restaurierung der „Schaarhörn“ 1993 in der Werft. Foto: Freunde des Dampfschiffs SCHAARHÖRN e.V.
Während der Gästefahrten und an den fahrtfreien Sonntagen von Mai bis Ende Oktober kann das Schiff von 11:00 bis 16:00 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist frei. Und Ringelnatz-Veranstaltungen finden natürlich auch statt. Während ihres Aufenthaltes an Bord haben Gäste die Gelegenheit, das gut gepflegte Schiff zu erkunden. Der unbezahlbare Blick in Maschinen- und Kesselraum entführt in eine vergangene Epoche mit geputztem Messing und einer lieblichen Portion Ölgeruch.
Weitere Informationen auf der Website des Schiffes:
Sehr interessante Dokumentation!
Wenn wir das nächste Mal wieder in Hamburg sind, werden wir sicher mitfahren!
Danke dafür!
LG aus Österreich 👍😍