Der japanische Zerstörer OGAMI (M.), die australische Fregatte BALLART (v.) und der US-Zerstörer McCAIN im Golf von Bengalen, Foto: JMSDF

Der japanische Zerstörer OGAMI (M.), die australische Fregatte BALLART (v.) und der US-Zerstörer McCAIN im Golf von Bengalen, Foto: JMSDF

Mit Hightech Richtung aufgehende Sonne

Angesichts einer wachsenden Bedrohungslage in der Region modernisiert Japan seine Marine. Eigenentwicklungen werden dabei durch zugekaufte Technologie bestmöglich ergänzt.

Japan besitzt die sechstlängste Küstenlinie und die sechstgrößte Ausschließliche Wirtschaftszone der Welt. Mehr als 90 Prozent des japanischen Außenhandels erfolgen per See. Den maritimen Interessen sowie der exponierten Lage des Inselstaates entsprechend unterhält Japan die zweitgrößte Kriegsflotte Asiens. Die japanischen maritimen Selbstverteidigungskräfte (Kaijo Jieitai) – international unter der englischen Bezeichnung Japanese Maritime Self-Defense Force (JMSDF) bekannt – verfügt derzeit über insgesamt 155 Einheiten einschließlich Versorgern, Patrouillen- und Hilfsfahrzeugen. Der weitaus größte Teil der Flotte stammt aus einheimischer Produktion. Die Mehrheit der Schiffe ist weniger als 20 Jahre alt und mit modernster Technologie ausgestattet. Dennoch unternimmt Tokio derzeit eine weitere Modernisierung des Flottenbestandes. Gleichzeitig werden die Verteidigungspolitik sowie die militärische Einsatzdoktrin den Gegebenheiten des 21. Jahrhunderts angepasst.

Neue Horizonte

Jahrzehntelang orientierte sich das japanische Militär an einer rein defensiven Einsatzdoktrin. Im Verlauf des vergangenen Jahrzehnts modifizierte Tokio – angesichts der zunehmenden Bedrohung aus China, Nordkorea und Russland– zunächst die umfassende nationale Sicherheitsstrategie, später auch die Verteidigungsrichtlinien. Obwohl Japan weiterhin jeglicher Form der militärischen Aggression abschwört, wird die Fähigkeit der Streitkräfte zur Durchführung offensiver taktischer Einsätze in größerer Entfernung zu den Hauptinseln ausgebaut. Gefragt ist nicht nur der groß angelegte Kriegseinsatz im Ostchinesischen Meer, sondern zunehmend auch die Fähigkeit, hochwertige militärische Ziele auf feindlichem Gebiet zu bekämpfen. Da die Luftwaffe nicht über Fernbomber verfügt, liegt diese Fähigkeit ausschließlich bei der Marine.

Der Seefernaufklärer Kawasaki P-1 wurde 2013 eingeführt, Foto: JMSDF

Der Seefernaufklärer Kawasaki P-1 wurde 2013 eingeführt, Foto: JMSDF

Tokio erklärt sich heute dazu bereit, eine mit der Wirtschaftsmacht des Landes konforme Verantwortung als Regionalmacht zu übernehmen. Dabei legt Japan allerdings den Schwerpunkt auf sicherheitspolitische und militärische Kooperation mit gleichgesinnten Mächten. Von 82 Übungen und Ausbildungsfahrten der JMSDF im Jahr 2021 fanden mehr als 70 unter Beteiligung von mindestens einem ausländischen Partner statt. Die engste Zusammenarbeit besteht mit der US Navy und der australischen Marine. In den letzten Jahren baut Japan aber auch die bi- wie multilaterale maritime Sicherheitskooperation mit Indien, Südkorea und Europa gezielt aus.

Das japanische Militär unterstützt und fördert ferner die Streitkräfte kleinerer Staaten in Südostasien und im südpazifischen Raum durch Ausbildung, Materialhilfe und mit einer sichtbaren Präsenz. Seit mehr als einem Jahrzehnt engagieren sich die JMSDF auch an multinationalen Einsätzen außerhalb des unmittelbaren Zuständigkeitsgebietes. Hierzu gehört seit 2009 die Teilnahme an der Einsatzgruppe Combined Task Force 151, die der Eindämmung der Piraterie im Golf von Aden und vor der somalischen Küste dient. Im Jahr 2015 übernahm ein japanischer Offizier das Kommando über die CTF 151. Dies war das erste Mal, dass japanische Streitkräfte die Führung eines multinationalen Verbands ausübten.

Marinestruktur

Der japanische Verteidigungsetat für 2022 beträgt 47 Milliarden Dollar. Dies ist das achte Jahr in Folge, in dem die Militärausgaben einen neuen Höchststand erreiche. Ein beträchtlicher Anteil des Geldes fließt in die Fähigkeitssteigerung der Flotte durch Beschaffung und Entwicklung neuer Einsatzsysteme sowie durch Erforschung zukünftiger Technologien. Auch viele der bereits im Dienst befindlichen Einsatzsysteme der Marine werden durch Modifizierung und die Einführung neuer Bordsysteme leistungsgesteigert.

Foto: JMSDF

Foto: JMSDF

Die Kampfverbände der JMSDF sind in Territorialschutzkräfte und die Selbstverteidigungsflotte unterteilt. Die Hauptinseln des Landes sind in fünf Marinedistrikte unterteilt, deren Aufgabe der Schutz der angrenzenden Territorialgewässer ist. Zu diesem Zweck ist jeder Distrikt mit einem aus drei Zerstörern bestehenden Küstenschutzgeschwader sowie mit Minenkampfschiffen ausgestattet. Die Zerstörer gehören in der Regel zu den älteren Baureihen der Flotte. Diese Mehrzweckkampfschiffe sind in der Lage, Über- wie Unterwasserziele sowie Flugziele zu bekämpfen.

Die Hauptkampfkraft der JMSDF liegt jedoch bei der für den Einsatz auf hoher See vorgesehenen Selbstverteidigungsflotte. Sie ist unterteilt in Über- und Unterwasserkräfte sowie Marineflieger. Die Überwasserkräfte gliedern sich in vier Einsatzflottillen. Jede Flottille besteht aus zwei Geschwadern zu je vier Zerstörern. Neben je einem Hubschrauberträger verfügen die Flottillen über zwei Lenkwaffenzerstörer und fünf Geleitzerstörer. Die U-Boot-Kräfte sind ebenfalls in zwei Flottillen unterteilt. Jede ist wiederum unterteilt in drei Geschwader mit durchschnittlich drei U-Booten. Die Marineflieger umfassen rund 200 Starrflügler und 145 Hubschrauber. Die Flugzeuge sind in sieben Geschwader unterteilt. Hauptaufgaben sind Seefernaufklärung und U-Jagd.

Modernisierung der Kriegsflotte

Als größte Einheiten der Flotte unterhält Japan vier Hubschrauberträger. Obwohl die Schiffe weder mit offensiven Lenkwaffen noch Geschützen ausgestattet sind, werden sie als hubschrauberführende Zerstörer bezeichnet. Dies trägt dem in Artikel 9 der Verfassung verankerten Verbot der Beschaffung offensiver Waffensysteme Rechnung, und soll jede Erinnerung an die offensiven Flugzeugträger des Zweiten Weltkriegs vermeiden.

Zwei Einheiten gehören zur 2009 eingeführten HYUGA-Klasse (197 m Länge, 14 000 Tonnen Verdrängung). Diese Schiffe sind primär auf die U-Jagd ausgerichtet und führen maximal 18 Helikopter mit. Bewaffnet sind sie mit Torpedorohren sowie dem Raketensystem RUM-139 zur Bekämpfung von U-Booten. Beide Einheiten sind mit dem japanischen Atecs (Advanced Technology Command System) ausgestattet und können einen Kriegsschiffverband oder eine humanitäre Operation führen.

Auf dem japanischen Träger Izumo landet eine F-35B des US Marine Corps, Foto: USMC

Auf dem japanischen Träger Izumo landet eine F-35B des US Marine Corps, Foto: USMC

Die 2015 eingeführte IZUMO-Klasse ist mit einer Länge von 248 Metern und einer Verdrängung von 19 500 Tonnen die größte der JMSDF. Diese Einheiten besitzen zwar keine ASW-Torpedos, können aber bis zu 28 senkrecht startende Flugzeuge führen. Das japanische Kabinett beschloss 2018, die IZUMO-Klasse neu auszurichten, um auch Jagdbomber des Typs F-35B aufnehmen zu können. Aus politischen Gründen werden die Schiffe allerdings fortan nicht als leichte Flugzeugträger, sondern als Mehrzweckzerstörer bezeichnet.

Dank der Kombination von Stealth-Eigenschaften, modernster Sensoren sowie Abstandwaffen werden die Trägergestützten F-35B der japanischen Flotte ein seit dem Zweiten Weltkrieg nicht gesehenes Potenzial zur Machtprojektion verleihen, um Angreifer noch in großer Entfernung zu den japanischen Inseln zu bekämpfen. Die neue Kernfähigkeit bedeutet ferner eine erweiterte Dimension für die Einsatzkooperation mit der US Navy und anderen verbündeten oder befreundeten Seestreitkräften. So könnten künftig auch amerikanische oder britische F-35B bei gemeinsamen Einsätzen zur Versorgung auf den japanischen Schiffen landen. Auch die Fähigkeit, japanische Interessen in weit entfernten Regionen wie dem Indischen Ozean zu schützen, wird gestärkt.

Die Umrüstung der Schiffe umfasst die Verstärkung des Flugdecks sowie den Umbau des Hangardecks und erfolgt in zwei Phasen. Phase eins wurde 2021 auf dem Typschiff IZUMO abgeschlossen. Erstmals erfolgte ein Flugbetrieb mit der F-35B an Bord dieses Schiffes im Oktober 2021 durch Flugzeuge der US-Marineinfanterie, um die Einsatzbereitschaft als Flugzeugträger zu bestätigen. Die japanischen Streitkräfte erhalten 2023 die ersten von insgesamt 42 in Auftrag gegebenen Jagdbombern. Das Standardgeschwader eines IZUMO-Trägers soll aus mindestens zwölf F-35B sowie einer Anzahl U-Jagd- und Mehrzweckhubschrauber bestehen.

Angesichts der regionalen Bedrohung durch ballistische Raketen aus Nordkorea und China legt die japanische Marine einen hohen Stellenwert auf die maritime Abwehr ballistischer Flugkörper. Die Ballistic Missile Defense (BMD) soll sowohl die Flotte als auch die japanischen Inseln verteidigen. Die JMSDF besitzen zu diesem Zweck acht mit dem Aegis-Führungssystem ausgestattete Lenkwaffenzerstörer. Diese Einheiten gehören zu insgesamt drei Schiffsklassen. Die beiden Einheiten der MAYA-Klasse wurden 2020 beziehungsweise 2021 in Dienst gestellt und gehören so zu den neuesten Schiffen der Marine. Zur Ausstattung der 170 Meter langen Schiffe mit einer Verdrängung von 8200 Tonnen gehören die neueste Aegis-Variante Baseline 9C (japanische Kennung J7), die auf ballistische Raketenabwehr ausgerichtete Ausführung Aegis BMD 5.1, das Radarsystem SPY-1D(V) sowie das im X-Band arbeitende Feuerleitradar AN/SPQ-9B. Die vertikal ausgerichteten Silos führen unter anderem Flugkörper des Typs SM-3 Block IIA. Diese Waffe wurde gemeinsam von Japan und Amerika entwickelt, um ballistische Kurz- und Mittelstreckenraketen zu bekämpfen. Die Rakete hat eine Reichweite von 1350 Seemeilen und erzielt eine Geschwindigkeit von Mach 13. Die zusätzliche Einführung von SM-6 auf der MAYA-Klasse wurde 2021 beschlossen. Sie ist primär für die Bekämpfung konventioneller Flugziele wie Flugzeuge und Marschflugkörper in bis zu 200 Seemeilen Entfernung ausgerichtet. Zur Bekämpfung von Seezielen führt die MAYA-Klasse auch ältere Seezielflugkörper des Typs 90 mit einer Reichweite von 80 Seemeilen sowie den neuen Typ 17 mit 216 Seemeilen Reichweite an Bord. Schließlich ist das Antriebs- und Stromerzeugungssystem darauf ausgerichtet, eine künftige Nachrüstung mit Laserwaffen oder Schienengeschützen zu ermöglichen.

Eine noch fortschrittlichere Zerstörerklasse der nächsten technologischen Generation soll ebenfalls entworfen werden. Vorgesehen ist lediglich die Beschaffung von zwei Einheiten. Hauptauftrag ist der Schutz der japanischen Inseln vor ballistischen Mittelstreckenraketen, Hyperschallgleitflugkörpern, und Marschflugkörpern. Die Schiffe sollen mit dem modifizierten Festkörperradar AN/SPY-7(V)1 ausgestattet werden. Eine Einführung wird erst gegen Ende des Jahrzehnts erwartet.

Die JMSDF verfügen ferner über fünf Geleitzerstörerklassen mit derzeit insgesamt 28 Einheiten. Primärauftrag dieser Mehrzweckschiffe ist der Schutz der Hubschrauberträger und der BMD-fähigen Lenkwaffenzerstörer durch Bekämpfung von See-, Flug- und Unterwasserzielen. Die modernsten Geleitzerstörer gehören zur 2012 in Dienst gestellten und drei Schiffe umfassenden AKIZUKI-Klasse mit dem Schwerpunkt Flugabwehr sowie zur zwei Schiffe umfassenden, 2018 eingeführten ASAHI-Klasse, die für die U-Jagd optimiert ist. Die AKIZUKI-Klasse ist mit dem Atecs-Führungssystem ausgestattet. Dieses bildet den Einsatzverbund sämtlicher Waffen und Sensoren, um eine effiziente Bekämpfung von Bedrohungen auf allen Ebenen zu gewährleisten und wird häufig mit dem amerikanischen Aegis System verglichen.

Fregatten und U-Boote

Die neuen Mehrzweckfregatten der MOGAMI-Klasse sollen die vor der Jahrtausendwende eingeführten Zerstörer der Flotte ablösen. Sie haben eine Verdrängung von 3900 Tonnen. Das erste Schiff dieser Klasse, die KUMANO, wurde im März 2022 in Dienst gestellt. Bis 2032 sollen insgesamt 22 Einheiten erworben werden.

Typschiff der MOGAMI-Klasse nach dem Stapellauf, Foto: JMSDF

Typschiff der MOGAMI-Klasse nach dem Stapellauf, Foto: JMSDF

Der 133 Meter lange Rumpf wurde nach neuesten Erkenntnissen entworfen, um die Radarsignatur zu minimieren. Sämtliche Aufbauten sind zu einem schräg ausgelegten Block zusammengefasst, um die Anzahl der Flächen zu minimieren. Auch der pyramidenförmige Sensorenmast ist darauf ausgerichtet, die Erfassung durch den Gegner zu erschweren. Dank eines Höchstmaßes an Automatisierung kann eine 90-köpfige Besatzung die Fregatten führen. Zerstörer mit ähnlicher Verdrängung erfordern sonst 200 Crewmitglieder. Die integrierte Einsatzzentrale besitzt eine über alle vier Wände verlaufende 360-Grad-Anzeige, die einen Blick über die umliegenden Gewässer und den Luftraum ermöglicht; erfasste Objekte werden digital bearbeitet und im Details dargestellt.
Die Fregatten sollen die Zerstörer und Träger der Flotte unterstützen. Das vorgesehene Einsatzspektrum umfasst als Primäraufgaben die U-Jagd sowie die Flug- und Raketenabwehr eines Verbands. Die Bekämpfung von Minen gilt als Sekundärauftrag. Sie können im Einzeleinsatz auch zur Aufklärung und Überwachung eingesetzt werden. Die Fähigkeit, unbemannte Über- und Unterwasserfahrzeuge zu führen, wurde von Anfang an eingeplant. Zur Standardbewaffnung zählen unter anderem acht Seezielflugkörper des Typs 17 sowie die derzeit noch in der Planung befindliche maritime Variante der Boden-Luftrakete Chu-SAM mit mittlerer Reichweite.

1986 wurden die Zerstörer der ASAGIRI-Klasse eingeführt, Foto: JMSDF

1986 wurden die Zerstörer der ASAGIRI-Klasse eingeführt, Foto: JMSDF

Die Jagdunterseebootflotte umfasst 22 Einheiten aus drei Klassen. Diese mit Torpedos und Harpoon-Seezielflugkörpern bewaffneten Boote gelten als wichtigste Waffengattung, um einen Gegner auf Abstand zu den japanischen Gewässern zu halten.

Die 1998 eingeführte OYASHIO-Klasse verdrängt getaucht 4000 Tonnen und erreicht maximal 20 Knoten. Zwei der elf gebauten Einheiten wurden zwischenzeitlich der Ausbildungsflottille übergeben. Die schleichende Ausmusterung weiterer Einheiten ist vorgesehen.

Die zwölf Einheiten der 2009 eingeführten SORYU-Klasse verfügen über eine um 50 Prozent größere Nutzlastkapazität als die OYASHIO-Klasse. Die letzten beiden Einheiten der SORYU-Klasse verwenden als erste japanischen U-Boote Lithium-Ionen-Akkus. Diese besitzen beinahe die doppelte Speicherkapazität herkömmlicher Blei-Säure-Batterien und ermöglichen damit eine längere Einsatzausdauer unter Wasser.

Das Typschiff der neuen TAIGEI-Klasse wurde im März 2022 in Dienst gestellt. Auch dieser Bootstyp verwendet Lithium-Ionen-Akkumulatoren. Hinzu kommen ein neues Gefechtsführungssystem, eine neue Sonarausstattung sowie ein Abwehrsystem gegen feindliche Torpedos. Die TAIGEI-Klasse fährt zudem leiser und ist wendiger als die SORYU-Klasse. Sieben Einheiten sollen beschafft werden. Das Typschiff wird als Versuchsschiff für fortgeschrittene Waffen- und Bordsysteme fungieren.

Die IZUMO-Klasse kann F-35B mitführen, Foto: JMSDF

Die IZUMO-Klasse kann F-35B mitführen, Foto: JMSDF

Die japanischen Seefernaufklärer des Typs P-3 Orion werden derzeit durch die Kawasaki P-1 abgelöst. Rund ein Drittel der zirka 90 geplanten P-1 sind bereits im Dienst. Das gezielt als Seefernaufklärer entwickelte Düsenflugzeug verwendet als erstes Serienflugzeug der Welt ein Fly-by-Light-Steuerungssystem. Dabei werden die Signale vom Cockpit aus per Glasfaserkabel an die entsprechenden Systeme übertragen, was das Flugzeug weniger anfällig gegenüber elektromagnetischen Störsendern oder die Auswirkungen eines elektromagnetischen Pulses macht. Die taktischen Systeme sind mit einem Höchstmaß an künstlicher Intelligenz ausgestattet, um den taktischen Offizier zu entlasten und eine schnelle, präzise Einsatzführung zu gewährleisten. Modernste Einsatzsysteme wurden integriert, darunter das Toshiba AESA-Radarsystem mit zusätzlichen Antennen auf beiden Seiten des Bugs, um die Auffassreichweite zu steigern. Die Dienstgipfelhöhe des vierstrahligen Düsenflugzeugs beträgt 13 500 Meter – rund 50 Prozent über der einer P-3 – entsprechend größer ist die Erfassungsreichweite der Sensoren.

Gewappnet für die Zukunft

Die Einführung neuer Schiffe und Flugzeuge ist nur ein Teil der japanischen Modernisierungsstrategie. Das übergeordnete Ziel ist die Schaffung eines taktischen Einsatzverbunds (Cooperative Engagement Capability) sowohl innerhalb der japanischen Streitkräfte als auch mit Verbündeten. Sensordaten der verschiedenen Schiffe und Flugzeuge sollen frei ausgetauscht werden, um eine koordinierte Bekämpfung feindlicher Ziele durch Bordwaffen verschiedener Einheiten zu ermöglichen.

Weitreichende Aufklärungs- und Zielsuchsensoren sowie Präzisionswaffen gelten als unerlässliche Elemente eines solchen kampfkraftsteigernden Verbunds. Die JMSDF wollen unbemannte Aufklärungs- und Überwachungssysteme einführen, nicht zuletzt um Ziele für see- und luftgestützte Abstandswaffen zu orten. Hierzu gehören landgestützte Systeme mit großer Reichweite sowie schiffsgestützte Systeme als Over-the-Horizon-Aufklärer. Auch für den Minenräumeinsatz sollen unbemannte, mit Hochleistungssonar ausgestattete Über- und Unterwassersysteme eingesetzt werden.

Die von Mitsubishi in Lizenz gebauten SH-60 sind primär für die U-Jagd vorgesehen, Foto: JMSDF

Die von Mitsubishi in Lizenz gebauten SH-60 sind primär für die U-Jagd vorgesehen, Foto: JMSDF

Neue, weitreichende Präzisionswaffen dienen ebenfalls der Kampfkraftsteigerung. Beschlossen ist unter anderem der Erwerb des Kongsberg Joint Strike Missile zur Bekämpfung von See- und Landzielen; die durch die F-35B und die P-1 einsetzbare Waffe besitzt nach Angaben des Herstellers mehr als 100 Seemeilen Reichweite. Gegen Ende des Jahrzehnts soll auch ein neuer Marschflugkörper mit 600 bis 800 Meilen Reichweite eingeführt werden, der von Schiffen und U-Booten eingesetzt werden kann. Die mit geringer Radarsignatur ausgestattete Waffe dient der Bekämpfung von See- und Landzielen. Die Fähigkeit, gegnerische Landziele anzugreifen, könnte bereits abschreckend wirken und bietet einen erheblichen taktischen Vorteil im Vergleich zur gegenwärtigen Situation.

Insgesamt legt Japans Verteidigungsministerium Wert auf eine zukunftsgerichtete Entwicklungs- und Beschaffungsplanung unter Berücksichtigung aktueller Rüstungsprogramme der potenziellen Gegner. Dies soll gewährleisten, dass die Flotte auch in den kommenden Jahrzehnten auf das jeweils aktuelle strategische und taktische Umfeld ausgerichtet ist.

Sidney E. Dean

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