Leckagen in Gasleitungen Nord Stream 1 und 2

Blasenfeld von ca. 1 Kilometer Durchmesser. Aufgenommen von dänischen F16. Quelle: Dänisches Verteidigungsministerium

Nord Stream: Konservieren oder korrodieren?

28. Mrz 2023 | Headlines, News, Technologie | 1 Kommentar

E.ON Energie Deutschland als großer deutscher Energieversorger ist mit 15,5% Beteiligung einer der vier Gesellschafter der Nord Stream 1 Pipeline Betreibergesellschaft und denkt darüber nach, wie die beschädigten Rohre vor Seewasserkorrosion geschützt werden können. Weitere Anteilseigner sind der staatliche russische Gasproduzent Gazprom (51%), die deutsche Wintershall DEA (15,5%) sowie die niederländische Gasunie und die französische Engie AG (jeweils 9%).

Grafik: Nord Stream AG

Hintergrund

Nord Stream 2 (zu 100% in Händen von Gazprom) wurde aufgrund der russischen Invasion der Ukraine durch Deutschland weder zertifiziert noch in Betrieb genommen und war - wie auch Nord Stream 1 - wegen des einseitig verhängten russischen Lieferstopps stillgelegt, aber noch mit Gas befüllt. Beide Unterwasser-Pipelines bestehen aus jeweils zwei parallel verlaufenden, betonummantelten Rohrleitungen mit einem Innen-Durchmesser von 122 Zentimetern.

Historie

Am 26. September 2022 wurden östlich und südlich der dänischen Ostseeinsel Bornholm insgesamt vier Gas-Lecks entdeckt. Wie sich später herausstellen sollte, waren beide Rohrleitungen von Nord Stream 1, aber nur eine der beiden Rohrleitungen von Nord Stream 2 beschädigt. Es dauerte einige Tage, bis das Gas vollständig aus den Leitungen entweichen konnte. Dänische und schwedische Behörden gehen von einem vorsätzlichen Sabotageakt aus, ohne jedoch einen Schuldigen benennen zu können.

Schematische Darstellung einer Inspektionsvorrichtung für Nord Stream. Grafik: Nord Stream AG

Korrosion

Experten der Pipeline-Branche warnen bereits seit geraumer Zeit, dass der Zeitraum für Reparaturen begrenzt sei. Das eingedrungene Salzwasser beginne, das ungeschützte Innere der Rohrleitungen anzugreifen. Der Schaden vergrößere sich mit zunehmender Zeit. Methoden und Technik zur Durchführung von Unterwasserreparaturen an den Röhren seien bekannt und verfügbar: Es sind die gleichen Verfahren und Werkzeuge (Inspektionsvorrichtung, Pipeline-Verlegeschiffe), die während des Baus der Leitungen und zum Verbinden der Rohrabschnitte verwendet wurden.

Konservieren

Politischer Wille und kommerzielle Bewertung sind ein anderes Kapitel. In den vergangenen Monaten hat Europa große Anstrengungen unternommen, um vom russischen Öl und Erdgas unabhängig zu werden. Auch wenn die politischen und wirtschaftlichen Bedingungen für eine Reparatur derzeit nicht gegeben sind, plant die Betreibergesellschaft, die Pipeline zumindest für den Fall zu erhalten, dass Europa den Import von preiswertem russischem Gas wieder aufnehmen möchte. Die Betreibergesellschaft (Nord Stream AG) kläre derzeit das weitere Vorgehen, hieß es aus Vorstandskreisen von E.ON. Ob irgendwann allerdings tatsächlich eine Reparatur angestrebt werde, sei Spekulation und hänge von vielen Faktoren ab.

Elektrisches Kochen auf kleinster Flamme

Mitte März berichtete die FAZ, dass E.ON seine Beteiligung an Nord Stream 1 in Höhe von 1,2 Milliarden Euro bereits abgeschrieben und nun auch den letzten verbliebenen Restwert von 100 Millionen Euro vollständig aus seinem Pensionsvermögen gestrichen habe. Ganz aus dem Projekt zurückziehen wolle sich E.ON aber nicht. „Wir nehmen weiterhin unsere Rechte als Minderheitsgesellschafter wahr. Es hat keinen Sinn, das Feld jetzt einfach der Gazprom zu überlassen“, so ein Vorstandssprecher. Um eine weitere Korrosion zu verhindern müssten allerdings die Leitungen „zeitnah“ entwässert und versiegelt werden. Die Entscheidung darüber liege jedoch bei der Betreibergesellschaft.

Pipeline-Verlegeschiff "Audacia" vor Rügen. Foto: Nord Stream AG

1 Kommentar

  1. An wem bleiben letzt endlich die Kosten für die Reparatur hängen?………….
    Lasst dass Rohr verrosten

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