Letztes Einlaufen der Lübeck mit Heimatwimpel, Foto: Bw/Inken Behne

Letztes Einlaufen der Lübeck mit Heimatwimpel, Foto: Bw/Inken Behne

Der Lübeck-Spirit

Noch einmal gab die Besatzung der Fregatte Lübeck alles für ihr Schiff. Doch das endgültige Aus naht.

Nach 32 Jahren wird die Lübeck bald außer Dienst gehen. Sie ist das letzte Schiff der Klasse 122, und damit neigt sich für die Deutsche Marine gleichzeitig eine Ära dem Ende zu.

Auch wenn rein äußerlich alle Schiffe einer Klasse (fast) gleich aussehen, hat doch jedes seinen eigenen Charakter. Wie es bei der Royal Navy heißt: same but different. Doch was macht die „Lucky Lübeck“ und ihre Besatzung aus? Vor allem seit die Fregatte Augsburg im Jahr 2019 außer Dienst ging, kehrte eine ganz besondere Stimmung bei der Besatzung ein. War sie bereits vorher stolz auf „ihr“ Schiff, so kam nun noch der Funke last of the class dazu. Mit Motivation und Hingabe wurde sich nun noch mehr um das Schiff gekümmert. Die alte Dame sollte fahren und einsatzfähig gehalten werden, wobei auf Ersatzteile der bereits außer Dienst gestellten Schwestern zurückgegriffen werden konnte. Mit Stolz wurden also die Wappen aller acht 122er in liebevoller Handarbeit auf dem Sea-Sparrow-Launcher aufgetragen.

Noch einmal gab die Besatzung der Fregatte Lübeck alles für ihr Schiff. Doch das endgültige Aus naht. , Foto: Bw/Inken Behne

Noch einmal gab die Besatzung der Fregatte Lübeck alles für ihr Schiff. Doch das endgültige Aus naht. , Foto: Bw/Inken Behne

Als letztes Arbeitspferd der Marine, hatte die Lübeck, vor allem in den letzten beiden Betriebsperioden von 2016 bis 2022, viel zu erledigen. zwei German Operational Sea Trainings, eines davon mit einem Bordhubschrauber der Royal Navy und das zweite als Versuchsplattform des Models GOST GEA durch die Gruppe Einsatzausbildung. Hinzu kamen zwei FK-Schießen vor Norwegen, die Teilnahme an der Carrier Strike Group um den französischen Flugzeugträger Charles De Gaulle, die Manöver Joint Warrior, Northern Coasts und Baltops, das deutsche ASW-Manöver Vision 2020, vier Teilnahmen an der einsatzgleichen Verpflichtung Standing NATO Maritime Group 2 (SNMG 2) NATO-Unterstützung Ägäis, diverse ISEX und ein HCDLQ mit der Einschiffung von Bordhubschraubern. Dazwischen Instandsetzungsphasen, die der Besatzung vieles abverlangten. Dabei verloren die Männer und Frauen an Bord nie ihre Ziele aus den Augen: die kommende Seefahrt, der nächste Auftrag oder die fällige Zeitlinie für Instandsetzungen. Die Besatzung wurde hierbei enorm gefordert. Eine überdurchschnittlich hohe Abwesenheit von Zuhause war gepaart mit vielen Planänderungen. Nennenswert sind insbesondere die Nutzungsdauerverlängerung oder die Umplanung von vier Monaten Eunavfor Med Irini zu fünf Monaten SNMG 2 inklusive einem früherem Auslaufen.

Von den Auswirkungen der Coronapandemie soll hier gar nicht erst berichtet werden. Aber auch hier zeigte sich der Spirit der Besatzung. Ähnlich wie bei ihrem ersten Basic Operational Sea Training in Portland, wo sie ihren Spitznahmen „Lucky Lübeck“ bekam, blieben alle motiviert, höflich und professionell. Die Besatzung hielt zusammen und schaffte es durch Selbstdisziplin, Einhaltung der Hygienekonzepte und sicherlich auch eine gewisse Portion Glück, dass es weder einen Coronaausbruch an Bord gab, noch die Einsatzfähigkeit zu irgendeinem Zeitpunkt gefährdet war. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Besatzung selbst im Einsatz jeden Tag Aus- und Weiterbildung betrieb, um das bereits erreichte Niveau zu halten oder sich sogar zu verbessern. Als im letzten Einsatz der Krieg in der Ukraine begann, war klar: Sollte die Lübeck im Rahmen der Very High Readiness Joint Task Force benötigt werden, würde sie dort ihre Aufgaben erledigen können. Die Besatzung war gut ausgebildet und das Schiff dazu in der Lage, denn auch in ihrem letzten Jahr war die Lübeck in einem technisch hervorragenden Zustand und musste den Vergleich mit dem Rest der Flotte nicht scheuen. Sieht man von zwei kürzeren Phasen ab, in denen das Luftraumüberwachungsradar TRS-3D ausfiel, war das Schiff durchgehend einsatzklar. Dies ist nicht zuletzt der Hingabe und dem Know-how der Besatzung zu verdanken. In diesem Zusammenhang darf das äußere Erscheinungsbild nicht unerwähnt bleiben. Regelmäßig wurden das Oberdeck und der Rumpf gepflegt und frisch gepönt. Die Lübeck war zwar nicht die Jüngste auf den Meeren, aber man drehte sich doch anerkennend nach ihr um, denn ihr Alter sah man ihr nicht an.

Auch wenn die Besatzung sich nun in der Flotte verteilt, wird der Geist der Fregatte Lübeck noch länger weiterleben. Und sei es nur, wenn irgendwo das Lied „Hells Bells“ von AC/DC erklingt.

Florian Wolf ist XXX. Schiffseinsatzoffizier der Fregatte Lübeck.

Florian Wolf

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