Erfolgreicher Schuss von der Korvette Oldenburg. Foto: Bw/Marcel Kröncke

Erfolgreicher Schuss von der Korvette Oldenburg. Foto: Bw/Marcel Kröncke

Erster deutscher RBS 15-Schuss gegen Landziel

Der Lenkflugkörper RBS 15 Mk 3 ist zusammen mit seiner Waffenplattform, den Korvetten der Klasse 130, seit 2008 in den deutschen Seestreitkräften im Dienst. Er wird aufgrund des vergleichsweise großen Gewichts seines Gefechtskopfs als schwerer Seezielflugkörper klassifiziert. Eingesetzt werden kann er sowohl gegen See- als auch gegen Landziele, beispielsweise gegen militärische Infrastruktur oder Raketenabschussfahrzeuge. Hierbei werden die Zieldaten in der Regel nicht durch die schiffseigenen Sensoren der Korvetten, sondern durch andere Quellen, als Spotter eingesetzte Kräfte an Land oder die auf Korvetten eingesetzte Drohne Sea Falcon, geliefert.

Bislang hatten die Korvetten den schweren Seezielflugkörper nur gegen Seeziele verschossen. Nun erbrachte die Korvette Oldenburg mit der Besatzung Echo im Rahmen der Missile Firing Exercise (MFE) 2022 in Nordnorwegen den Nachweis, dass der RBS 15 auch gegen relativ weit hinter der Küstenlinie liegende Landziele eingesetzt werden kann. Schließlich ist es das Ziel, den Flugkörper als Wirkmittel nicht nur in der Dimension See, sondern auch an Land zu etablieren, um die gleichberechtigte Teilhabe der Deutschen Marine am Wirkverbund Joint Targeting herzustellen.

Für den tiefen Konturenflug des Lenkflugkörpers über Land bedurfte es einer sorgfältigen Vorbereitung und außergewöhnlicher Sicherheitsmaßnahmen. Das gesamte Seegebiet war für den zivilen Schiffs- und Flugverkehr gesperrt. Zudem mussten die norwegischen Behörden entlang der Flugstrecke einige Wohnhäuser räumen lassen, eine öffentliche Straße sperren und Hubschrauber mit Wärmebildkameras vor dem Schuss einsetzen, um sicherzustellen, dass sich keine Personen in diesem Gebiet aufhielten. Die Oldenburg übte mit diesem Nachweis für Einsätze im Operationsraum Küstenvorfeld, also in flachen und engen Gewässern, in denen die wendigen Korvetten der Klasse 130 mit ihrem relativ geringen Tiefgang flexibel operieren können. Gleich nach dem Abschuss verließ die Korvette, wie unter echten Einsatzbedingungen, ihre Schussposition.

Foto: Bw/Marcel Kröncke

Foto: Bw/Marcel Kröncke

Der RBS 15 flog eine anspruchsvolle Route sowohl über See als auch über Land und nutzte so seine Reichweite von über 200 Kilometern gut aus. Während der Gesamtflugstrecke schlug er mehrere Haken über verschiedene Wegpunkte und veränderte zudem auch seine Flughöhe. Mit einem solchen Flugverhalten soll die Abschussstelle und damit die Position der Korvette vor einem möglichen Gegner verschleiert werden. Der Flugkörper trug bei diesem Vorhaben keinen scharfen Gefechtskopf, sondern eine Art Telemetriekopf mit speziellen Sensoren und einem Sender, um seine Flugdaten exakt erfassen und übertragen zu können.

Schließlich schlug der RBS 15 in einem Zielgarten, bestehend aus mehreren Containern, auf einer Insel im Schießgebiet um Andøya ein. Äußerst zufrieden zeigte sich der Kommandant der Oldenburg, Korvettenkapitän Dohnke, mit dem Einsatzverfahren und Flugverhalten des RBS 15. Der Flugkörper habe sich exakt so verhalten, wie er für seinen Einsatz konzipiert wurde. Für Dohnke war das Manöver daher ein voller Erfolg: „Wir konnten endlich den für das Waffensystem Korvette fundamentalen und charakterisierenden Einsatz des RBS 15 gegen Landziele nachweisen und haben erneut die Kampfkraft sowie Leistungsfähigkeit unserer Schiffe unter Beweis gestellt. Die gemachten Erfahrungen bringen wir für das 1. Korvettengeschwader und damit für die ganze Marine mit nach Deutschland.“
Künftig gilt es nun, die Teilnahme der Korvetten an der Missile Firing Exercise fortzuführen.  Ziel ist es, das taktische Operationsspektrum des RBS 15-Einsatzes auszubauen und vom statischen Systemschießen zu einem dynamischen Truppenschießen unter einem koordinierten Waffeneinsatz zweier Einheiten zu gelangen. Dabei wird die Aufklärungsdrohne Sea Falcon, die für die Korvetten vorgesehen ist, das taktische Operationsspektrum der Schiffe effektiv erweitern.

Oberleutnant zur See Nils Stockfisch ist Decksoffizier der Besatzung K 130 Echo.

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