Die Insellage hat den Charackter und das Denken der Briten maßgeblich beeinflusst. Von der anderen Seite des Kanals sieht manches eben anders aus.

Ian Morris gilt als Historiker für die langen Linien. Vor gut zehn Jahren warf er in seinem Bestseller „Wer regiert die Welt?“ die grundlegende Frage auf, warum Zivilisationen herrschen oder beherrscht werden. Eine seiner Antworten passte in die damalige Zeit, die geprägt war von Interventionen westlicher Staaten, die oft mit Hilfe lokaler Kräfte in Afrika, auf dem Balkan, im Nahen Osten und am Hindukusch in regionale Konflikte eingriffen. Damals konnte man beim Ritt von Morris durch die Weltgeschichte lernen, dass die Regionalisierung von westlichen Militäreinsätzen lediglich eine Renaissance erlebte und keine vollkommen neue Strategie war. Nicht zuletzt die britische Heimat des heute in Stanford lehrenden Geschichtsprofessors spielte dabei eine Rolle: Großbritannien hatte sich bereits in der Kolonialära regionaler Kräfte bedient, um die Oberhand in Krisenregionen zu erlangen – ob in Afrika oder in Asien, wenn auch aus gänzlich anderen Motiven heraus als bei den Nation-Building-Missionen der Gegenwart. 

6. Feb 2023

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