Milliarden für die Marine

Milliarden für die Marine

Milliarden für die Marine

Das Sondervermögen für die Bundeswehr ermöglicht der Marine die Schließung von Fähigkeitslücken.

Mit der zwischen Ampelkoalition und Union am 29. Mai erzielten Einigung auf das 100 Milliarden Euro große Sondervermögen für die Bundeswehr zeichnen sich die Umrisse des zu erwartenden Beschaffungspakets ab. Mit dem Geld soll sichergestellt werden, dass die Streitkräfte das für die Erfüllung ihres Auftrags notwendige Material erhalten.

Das Sondervermögen Bundeswehr wird im Einzelplan 60 geführt. Der Wirtschaftsplan wurde nun veröffentlicht. Mit den in ihm enthaltenen Maßnahmen sollen bedeutsame Ausrüstungsvorhaben, insbesondere komplexe, überjährige militärische Beschaffungen gesichert finanziert werden.

Demnach sind für die Marine Beschaffungen in Höhe von 19,306 Milliarden Euro vorgesehen. In dieser Summe sind Ausgaben für Seefernaufklärer, die in der genutzten Systematik unter die Dimension Luft fallen, nicht berücksichtigt.
Veranschlagt sind die Vorhaben

• Korvette 130
• F 126
• Future Naval Strike Missile (FNSM)
• U-Boot Flugabwehrflugkörper (Idas)
• Unterwasserortung (Sonix)
• Mehrzweckkampfboote
• Nachfolger Festrumpfschlauchboot (RHIB) 1010

Die bislang bekannt gewordenen Informationen bedeuten:

Das zweite Los K 130 wird mit fünf Einheiten weitergebaut. Somit bleibt es beim Umfang von zehn Korvetten. Was mit den Einheiten K 130 geschehen wird, die seit 2008 im Dienst sind, ist offen.

Die zusätzlichen zwei Fregatten 126 und die zwei U-Boote der Klasse 212CD sind bereits vertraglich festgehaltene Optionen, die nunmehr eingelöst werden.
Die Mehrzweckkampfboote sind eine Fähigkeitserweiterung des Seebataillons, über die im marineforum schon häufig berichtet wurde. Gegebenenfalls werden sie auch für das Kommando Spezialkräfte der Marine beschafft. Damit wird ein seit Langem artikulierter Bedarf erfüllt. Daran geknüpft ist die Zusammenarbeit des Seebataillons mit der königlich-niederländischen Marine.

Sonix ist die Weiterentwicklung von Sonobojen zur Unterwasseraufklärung (Acoustic Intelligence, Acint). Auch die Seefernaufklärer stehen schon lange auf der Wunschliste der Deutschen Marine, um diese wertvolle Fähigkeit zu erhalten. Zurückgehend auf die Haushaltsentscheidungen vom Sommer 2021 wurde bislang die Beschaffung von fünf Flugzeugen des Typs P-8A Poseidon des Herstellers Boeing bewilligt. Der operative Bedarf der Marine liegt jedoch bei acht Stück.

Mit den nun möglichen Investitionen sieht der Inspekteur der Marine eine große Chance, Einsatzfähigkeit und Kampfkraft seiner Teilstreitkraft zu stärken. Rechnet man die Bewilligungen des vergangenen Jahres in Höhe von 9,4 Milliarden Euro hinzu, kann die Marine in den beiden letzten Jahren Investitionen von 28,7 Milliarden Euro verbuchen. Dabei fließt der Löwenanteil in den deutschen Marineschiffbau.

Trotz der nun zugesagten Gelder wird sich die Anzahlt der Flaggenstöcke in der Marine nur geringfügig erhöhen. Die U-Bootflottille wächst um vier Einheiten, die Einsatzflottille 2 wird zwei zusätzliche Schiffe integrieren können. Über die vorgesehene Anzahl der Einsatzboote wurden bislang keine konkreten Angaben gemacht. Als Anhalt könnte das im Januar 2021 gezeichnete CPM-Phasendokument „Fähigkeitslücke und Funktionale Forderung (FFF)“ zum Projekt „Taktische Beweglichkeit maritimer Einsatzkräfte auf dem Wasser“ dienen. Dabei geht es um insgesamt fünfzehn Einheiten – zehn für das Seebataillon und fünf für die Kampfschwimmer.

Derzeit in den Beschaffungsvorhaben nicht erkennbar ist die Berücksichtigung neuer Hafenunterstützungsfahrzeuge und anderer Betriebsfahrzeuge wie Tauchereinsatzboote. Ein Interessenbekundungsverfahren unter dem Titel „Kooperationsgesellschaft zum Erhalt der Schlepp-, Manövrier- und Bugsierfähigkeit für seegehende Einheiten“ wurde am 17. Juni 2021 mit Abgabefrist 23. Juli 2021 ausgeschrieben. Die Marine scheint sich mittlerweile mit einer Leasingoption anzufreunden.

Als Konsequenz aus diesen Beschaffungsvorhaben müssen Infrastruktur, Organisation, Ausbildung und Personalgewinnung betrachten werden. Dies ist auch an die Zeitlinien des Zulaufs geknüpft. Insgesamt verlangt die Verbesserung der Einsatzbereitschaft durch den unerwarteten Zulauf neuer Einheiten und Waffen von der Deutsche Marine zunächst einen enormen Kraftakt.

Hans-Uwe Mergener und Holger Schlüter

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